Marcus Held: Fette Gewinne bei zwei Immobilien-Deals

Marcus Held hat stets zum Wohl der Stadt gehandelt. So sagt er jedenfalls sehr gerne und sehr oft. Jetzt schauen wir etwas genauer hin – und was sehen wir: Oppenheims Stadtbürgermeister hat sein eigenes Wohl nie aus den Augen verloren! Er kaufte zwei Immobilien in Oppenheim – und verkaufte sie mit satten Gewinnen weiter. In einem Fall erzielte er sogar einen exorbitant hohen Erlös – den in diesem Fall eine gemeinnützige Behinderteneinrichtung zahlen musste.

Fall 1: 400.000 Euro Gewinn bei nur einem Deal

Mit dem Kauf und Weiterverkauf dieses Objekts erzielte Marcus Held innerhalb weniger Monate 400.000 Euro Gewinn.

Ende 2015 erwarb Oppenheims Stadtbürgermeister als Privatmann das ehemalige Geschäftshaus „Blumenzauber“ im Gewerbegebiet Kette-Saar an der Straße „Auf der Saar 2“. Das Grundstück ist 1099 Quadratmeter groß, die Immobilie (zweistöckig, ausgebautes Dachgeschoß, dunkelbeige gestrichen, mit grün abgesetzten Fensterrahmen) stand seit einem Brand im August 2015 leer.

Am 19. Dezember 2015 wurde das Grundstück bei einem Notar in Osthofen an Marcus Held veräußert. Kaufpreis: 367.000 Euro. Der entscheidende Eintrag auf seinen Namen findet sich in Blatt 2538 des Grundbuchs von Oppenheim beim Grundbuchamt in Mainz.

Natürlich wollte der vielbeschäftigte SPD-Politiker – er ist nebenbei u.a. Bundestagsabgeordneter sowie Vorsitzender der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft (GWG) und Geschäftsführer der Haus- und Grundstücksverwaltungsgesellschaft Oppenheim (HGO) – das Objekt nicht für sich selbst nutzen: Er wollte es gewinnbringend weiterverkaufen. Problem: Das Objekt lag in einem reinen Gewerbegebiet.

Aber der SPD-Politiker fand einen Ausweg: Über die Verwaltung der Verbandsgemeinde ließ er einen Antrag in den Stadtrat einbringen, das Gewerbegebiet Kette-Saar als Mischgebiet auszuweisen. Dann wären dort neben den Gewerbebetrieben auch Wohnungen zulässig.

Im Februar und Juni 2016 diskutierte der Stadtrat darüber. Die wenigsten dürften gewusst haben, dass Marcus Held hier ganz eigene Interessen verfolgte. Ein Ratsherr sagt heute: „Wir hatten Bauchschmerzen: Der viele Lastwagenverkehr in dem Gebiet, zudem liegt die Bahnlinie ganz in der Nähe… Zum Wohnen eignet sich die Ecke eigentlich überhaupt nicht.“ Held habe an den Abstimmungen nicht teilgenommen, erinnert sich ein anderes Ratsmitglied, aber wohl mitdiskutiert: In dem ehemaligen „Blumenzauber“-Gebäude könnten eines Tages Behinderte wohnen, habe er mehrmals mit Nachdruck in die Debatte eingebracht, deshalb dürfe man sich einer Planänderung auf keinen Fall verschließen.

Die Änderung des Bebauungsplanes war natürlich Voraussetzung für den gewinnbringenden Verkauf. Als Interessent hatte Marcus Held längst das Evangelische Diakoniewerk Zoar (Sitz: Rockenhausen) an der Angel. Bereits seit Mitte 2015 soll das caritative Unternehmen mit dem Stadtbürgermeister in Kontakt gestanden haben.

Kaum war die Planänderung vom Stadtrat abgesegnet, machte Marcus Held das Geschäft perfekt. Und damit richtig Kasse: Am 24. August 2016 erfolgte der Verkauf an Zoar; die Umschreibung des Eigentums im Grundbuch erfolgte am 7. Dezember 2016.

Zoar zahlte im Gegenzug an Held den von ihm verlangten Kaufpreis: 747.500 Euro. Natürlich war diesmal ein anderer – Oppenheimer – Notar für die Beurkundung gewählt worden: Der erstbeurkundende Osthofener Notar hätte ansonsten hinsichtlich der wundersamen – und rechtlich fragwürdigen – Preisverdoppelung in nur acht Monaten Nachforschungen anstellen können.

Mit diesem einen Immobiliendeal machte Marcus Held also in nicht einmal einem Dreiviertel Jahr rund 400.000 Euro Gewinn! Davon geht natürlich die Spekulationsteuer ab. Aber einen schönen sechsstelligen Betrag dürfte er sich netto allemal eingesteckt haben.

Die Lokalzeitung hat zu diesem Geschäft von Held eine Stellungnahme erbeten und sie von einem Berliner Medienrechtler bekommen. Sie lautet ungefähr wie folgt: Da das Gebäude nach einem Brand schwer beschädigt gewesen sei und der Verkäufer unter erheblichem wirtschaftlichen Druck gestanden habe, und weil weder die GWG noch die HGO Verwertungsmöglichkeiten gesehen hätten, deshalb habe sich Held zum Kauf bereit erklärt: „kurzfristig privat zum gutachterlich festgesetzten Schätzwert“. Anschließend habe er „erhebliche Investitionen zur Beseitigung der Brandschäden“ vorgenommen.

Von diesen angeblichen Bautätigkeiten hat man in der unmittelbaren Nachbarschaft – im rückwärtigen Teil des Objekts liegen Wohnhäuser – nie etwas mitbekommen. Unter den Anwohnern sorgte lediglich für Aufregung, dass eine ganz erhebliche Aufstockung der Gewerbeimmobilie vorgesehen war: Eine ursprünglich vorgelegte Planänderung hätte das erlaubt und wiederum dazu geführt, dass ihre Parzellen völlig verschattet worden wären. Nach Protesten und Klageandrohung wurde dieses Vorhaben fallengelassen.

Offen ist jetzt noch, wie Zoar darauf regiert, dass es vom Oppenheimer Stadtbürgermeister – als Privatmann – derart zur Kasse gebeten wurde, der seinen Zwischenerwerb überdies als karitative Heldentat zu verbrämen sucht. Das Diakoniewerk unterhält an zwölf Standorten vor allem in der Nord- und Westpfalz sowie in Rheinhessen Einrichtungen der Eingliederungshilfe für behinderte Menschen, der Alten-, Kinder- und Jugendhilfe sowie ambulante Hilfsangebote. 1200 Menschen werden stationär und 700 ambulant betreut. 850 Menschen arbeiten in Behindertenwerkstätten.

Vor wenigen Jahren erschütterte ein Finanzskandal das Diakoniewerk: Ein früherer Direktor sollte Gelder veruntreut haben. Damals ging es „nur“ um rund 100.000 Euro…

Fall 2: Ein schnelles Schnäppchen in der Vorstadt

Auch dieses Häuschen in der Vorstadt gehörte kurzzeitig Marcus Held.

Ungefähr zur gleichen Zeit wie die „Blumenzauber“-Immobilie erwarb Marcus Held auch ein früheres Ladengeschäft in der Vorstadt und machte auch hier auf die Schnelle ein gutes Geschäft. Die frühere Eigentümerin konnte der Stadtbürgermeister schnell ausquartieren: Er brachte sie kurzerhand in einer „seiner“ GWG-Wohnungen unter.

Es geht um ein Wohn- und Geschäftshaus in der Vorstädter Straße: Es gehörte Familie D., die dort seit den 70er Jahren eine Metzgerei betrieb. Die Eheleute hatten vier Kinder, die jüngste Tochter – heute 37 Jahre alt – bekam das kleine Anwesen vererbt: 270 Quadratmeter Grund und Boden, 115 Quadratmeter Wohnfläche auf zwei Etagen, drei Stellplätze vorm Haus.

Die Immobilie war zuletzt ziemlich heruntergekommen, die dort allein lebende Frau sei angeblich nicht voll geschäftsfähig, heißt es. Nachbarn sagen auch, ihr Haus sei total vermüllt gewesen.

Für Marcus Held ein schönes schnelles Schnäppchen: Für 135.000 Euro erwarb er das Objekt am 14. Dezember 2016 beim Notar Münch (UR 1824/16). Die Eigentumsüberschreibung in Blatt 2538 des Grundbuchs für Oppenheim erfolgte dann am 27. Juni 2017.

Kurz nach dem Kauf, so erzählen Nachbarn, hätten Mitarbeiter des Bauhofs tagelang das Haus und Grundstück aufgeräumt und lastwagenweise den Müll abgefahren. Held sei wiederholt vor Ort gewesen und habe die Arbeiten beaufsichtigt.

Die Verkäuferin wohnt heute in der Carl-Koch-Straße in einer der begehrten Wohnungen der GWG (Vorstandschef: Marcus Held). Ihr altes Häuschen bot Marcus Held über einen Makler im Internet zum Kauf an: Er verlangte jetzt 159.000 Euro zzgl. 3,59 Prozent Maklerprovision.

Laut Grundbuchamt gehört das Objekt heute einem Ehepaar aus Nierstein. Es hat das Haus für 152.500 Euro bei Notar Dilling (UR 1807/17) gekauft. Gewinn für Held: 17.500 Euro – auch in diesem Fall natürlich abzüglich Spekulationsteuer. Aber allemal ein guter Deal – bei einem persönlichen Einsatz Helds, der sich, wenn man den Beobachtungen aus der Nachbarschaft Glauben schenken darf, in der Beaufsichtigung des städtischen Bauhofs erschöpfte. Aber künftig – so verlautete ja am vergangenen Freitag im Haupt- und Finanzausschuss der Stadt – sollen private Nutznießer des Bauhofs ja zur Kasse gebeten werden…

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