Nach Kirchenvideo: Held entschuldigt sich – ein bisschen

Manchmal kann man Menschen verstehen, die sich enttäuscht und entnervt von der Politik – oder besser: von den Politikern abwenden. Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Oppenheimer Stadtbürgermeister Marcus Held bietet ihnen immer wieder die besten Argumente. Aber auch der rheinland-pfälzische CDU-Generalsekretär müht sich nach Kräften, jedes Vertrauen in die Volksvertreter zu pulverisieren.  Lesen Sie mehr darüber in Folge 2 unseres Wochenrückblicks. 

Ein Dieb, der die gestohlene Ware nicht zurückgeben will

Unser Bericht „Pastorin der Katharinenkirche: Held hat Grenze überschritten“ sorgte für große Aufregung in der Stadt. Die gotteslästerliche Anmaßung des Stadtbürgermeisters, der sich an Heiligabend vorm Altarraum der Kathedrale für ein Facebook-Video selbst in Szene gesetzt hatte, empörte Pastorin Manuela Rimbach-Sator und entsetzt nach wie vor die Oppenheimer.

Da konnte selbst die „Allgemeine Zeitung Landskrone“ nicht länger schweigen. Und bestätigte einmal mehr unsere Rolle als Leitmedium im Oppenheim-Skandal: „Nachdem ein Online-Blogger auf seiner Internetseite über Helds Kirchen-Dreh berichtete, ist dieser derzeit Thema Nummer eins in der Stadt.“

Unser Bericht erschien am späten Abend des 10. Januar. Er zeigte prompt Wirkung: Gleich am nächsten Tag setzte sich Marcus Held an seinen Schreibtisch und schrieb einen Brief, wie die AZ in ihrer heutigen Ausgabe berichtet:

„Es tut mir leid, dass ich keine Drehgenehmigung eingeholt habe“, schreibt Held mit Datum vom 11. Januar an Dekan Michael Graebsch. „Es war mir in diesem Moment nicht bewusst, dass eine solche Notwendigkeit besteht. Deshalb möchte ich mich hierfür sehr herzlich entschuldigen.“

Da ist sie wieder, diese – wir dürfen es sicher so nennen – hinterfotzige Vorgehensweise des Stadtbürgermeisters: Dass er die religiöse Gefühle vieler Menschen verletzt hat, ignoriert er einfach, das scheint ihn nicht weiter zu interessieren. Dass er die Kirche und das Orgelspiel für seine Polit-Propaganda „benutzt“ hat, wie Pastorin Manuela Rimbach-Sator klagte, dazu sagt er kein Wort, dafür entschuldigt er sich nicht.

Marcus Held entschuldigt sich lediglich dafür, dass er sich seinen Videodreh nicht hat genehmigen lassen. Das wirkt wie ein subtiler Reflex auf die Äußerung der Pastorin zu Verfahrensfragen: Sie hatte gesagt, sie hätte Herrn Held – wenn er denn gefragt hätte – nie und nimmer die Erlaubnis erteilt. Held tut nun in seinem Schreiben an den Dekan so, als hätte er nur fragen müssen – und dann hätte er seine Show vorm Kirchenaltar schon abziehen dürfen. Der inhaltliche Kritikpunkt – Altarraum als Bühne – bleibt unbeantwortet und erst recht unentschuldigt.

Der Mann hat nichts kapiert. Und er wird auch noch beim Versuch, sein blasphemisches Verhalten zu erklären, der verlogenen Hochstapelei überführt. Die „Allgemeine Zeitung Landskrone“ hatte geschrieben:

„An Weihnachten verschicke er seit vielen Jahren immer einen bewusst unpolitischen Gruß, erklärt Held. Diesen habe er in den letzten Jahren von verschiedenen Kirchen im Wahlkreis aus versendet.“

Diese zwei Sätze beweisen erneut, dass man diesem Mann wirklich kein Wort glauben darf. Auf dem ersten Blick mögen Helds Reden vielleicht gut klingen; doch genaueres Hinsehen und -hören entlarven seine Worte regelmäßig als unwahr, als Lüge.

Ein Leser unserer Webseite macht darauf aufmerksam:

Ich habe mir gerade die Mühe gemacht und mir in seinem Facebook-Profil die Weihnachtsvideos der Jahre 2016, 2015 und 2014 angeschaut. 2015 ist VOR der Kirche in Nackenheim entstanden, die beiden anderen Jahre wurde vor Weihnachtsbäumen an anderen Locations (definitiv keine Kirchen) aufgenommen.“

Ein anderer Leser schreibt einen Kommentar, dem man nur beipflichten kann: Wenn Held sein Bedauern ehrlich meine, dann hätte er das Video von seiner Facebookseite gelöscht und einen Text seines Bedauerns veröffentlicht: „Das würde jedoch einen Rest von Anstand erfordern. Aber er erscheint mir wie ein Dieb, der die gestohlene Ware nicht zurückgeben möchte.“

Warum einem die Oppenheimer CDU nur leid tun kann

Sieht man einmal von der Maschinerie der Held-Claqueure ab, war es die wohl peinlichste Pressemitteilung in der bisherigen Oppenheim-Affäre: Unter der Überschrift „Ruf nach Klarheit und Konsequenzen wird lauter“ lächelt uns ein Herr Patrick Schnieder an, der Generalsekretär der rheinland-pfälzischen CDU. Das Foto hat er offensichtlich in einem Passfoto-Automaten gemacht, sein Blick durch die randlose Brille wirkt seelenlos-starr, die fest geschlossenen Lippen lassen erahnen, dass er nichts, aber auch gar nichts zu sagen hat.

Und tatsächlich: Die selbst gestellte Frage „Wann klärt die SPD endlich auf?“ beantwortet dieser vorgebliche Polit-Stratege allen Ernstes wie folgt: „Nichts Neues im neuen Jahr, stattdessen hüllt sich die Landes-SPD weiterhin in Schweigen. Wann wollen Ministerpräsidentin Dreyer, Landesvorsitzender Lewentz und Generalsekretär Stich endlich Stellung beziehen und ihren Beitrag zur Aufklärung der Vorwürfe leisten?“

Was, bittschön, soll ein normal denkender Mensch mit solch inhaltsleerem Polit-Sprech anfangen? Und da Schnieder seinen schriftlich formulierten Leersinn allen Ernstes als Pressemitteilung verbreitet: Könnte dem Mann vielleicht irgendwer mal sagen, dass kein denkender Journalist dieser Welt mit solchem Nonsens-Text auch nur ansatzweise etwas anfangen kann?!

Da kann sich ein Christian Baldauf, der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende, im Innenausschuss noch so abstrampeln und das SPD-geführte Innenministerium wegen seines beharrlichen – und für sich genommen: skandalösen – Schweigens zu den Held-Affären massiv angehen: Er wird keinen Erfolg haben – zumindest nicht bei den Wählern im Lande. Denn es gibt immer mehr Menschen, viele davon übrigens erklärte Christdemokraten, die das oppositionelle Dasein der rheinland-pfälzischen CDU sehr wohl begründen können. Schnieder ist ihnen das nächstliegende Beispiel, und es überzeugt ein ums andere Mal: Wer solche inhaltsleeren Pressemitteilungen veröffentlicht, beleidigt nicht nur alle Journalisten, die sie lesen müssen. Sondern auch die Partei, in deren Namen er sie versendet.

Weshalb eine Partei, die sich solchen Generalsekretär leistet, in die Opposition verdammt gehört. Bis sie endlich erwacht – wenn sie denn erwacht!

Die kleine Oppenheimer CDU, die sich gegen die Übermacht der SPD abstrampelt, kann einem angesichts einer solchen „Unterstützung“ durch die Landes-CDU nur leid tun.

14 Kommentare zu „Nach Kirchenvideo: Held entschuldigt sich – ein bisschen“

  1. Bisher, Herr Ruhmöller, konnte ich ohne das geringste Zögern und mit voller Überzeugung allem zustimmen, was Sie hier berichteten.
    Ihren nun ganz neuen Angriff auf Herrn Schnieder bzw. bald die ganze rheinland-pfälzische CDU – noch dazu in dieser extrem aggressiven Art – kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Was hat denn Herr Schnieder Schlimmes getan? Er hat doch lediglich die SPD-Landesführung medial daran erinnern, endlich mal Tacheles zu reden. – Soweit ich mich erinnere, haben Sie in einem Ihrer Beiträge der letzten Wochen doch ganz genau dasselbe vorgetragen….

  2. Herr Ruhmöller ,
    Der Mann hat sich doch entschuldigt. Herr Rimbach-Sator, Ehemann der Pfarrerin, hat auf dem Neujahrsempfang der Stadt klargestellt , dass diese Angelegenheit erledigt sei und die Entschuldigung angenommen wurde. Ihre sinnlose Hetze tut weh. Wenn der Skandal mal vorbei ist , werden Sie sich wieder im schönen Hofheim in ihren Sessel legen während sie in Oppenheim eine gespaltene und aufgehetzte Bevölkerung hinterlassen. Menschen und Nachbarn die seit Jahrzehnten miteinander leben , können sich nicht mehr in die Augen schauen. Das kann doch niemand wollen.

  3. Hallo, Der Pazifist!

    Es ist nicht so, dass Herr Ruhmöller eine eigene Stimmung in der Stadt (und darüber hinaus) geschaffen hat. Ich denke, den meisten Mitlesern wird es so gehen wie mir: Man hatte Vorbehalte gegen diesen Hansdampf in allen Gassen (Held), konnte es aber nicht so recht festmachen. Der Whistleblower, der LRH und Herr Ruhmöller haben dann „geliefert“. Teils in zugespitzter Form, das sei zugegeben. Herr Rimbach-Sator kann gerne die Meinung der Kirche äußern, unabhängig davon darf ich das Verhalten Herrn Helds dennoch weiterhin schäbig finden.

  4. Aufgehetzt und gespalten? Wo? Ich kenne nur einen, der das hinbekommen hat in der Vergangenheit – und gegen den wird protestiert. Diese Taktik, die ganzen Ungereimtheiten und offenkundigen Verstöße zu ignorieren und hier einen auf Mitleid zu machen, ist Mittel der ersten Stunde, greift nicht und ist durchschaubar.

    Einfach mal,die Fakten sehen, die den LRH zum Bericht und die Justiz zum ermitteln gebracht haben.

  5. Und wie er sich entschuldigt hat…

    Zu suggerieren, er habe bereits in den vergangenen Jahren vergleichbare Videos aufgezeichnet und ausgestrahl, wobei sich nie – und erst jetzt – jemand beschwert habe, ist schon… ziemlich unverschämt!

    Aus gutem Grund hat er bislang noch nie aus einer Kirche seine „Botschaft“ gesendet: Uneingeladen macht man so etwas nicht und eine Einladung gibt es für so etwas nicht. Das wusste und weiß er sehr genau. Ihm aber steht das Wasser bis zum Hals und wo kein Kläger ist… – worin Marcus Held übrigens bislang über Gebühr sehr viel Glück bzw. eine Vielzahl an mindestens auf einem Auge jeweils blinde Akteure gehabt hat.

    Zuguterletzt stelle man sich vor, die Opposition hätte aus der Kirche ein Video gegen Marcus Held gesendet: Da hätte Marcus Held als Volljurist, als mehrjährig freier Mitarbeiter der Wormser und der Allgemeinen Zeitung sowie als erfahrener Politiker aber sofort alle rechtlichen Versäumnisse seiner Gegner aufzählen können.

  6. Gedanken in diese Richtung hatte ich auch schon! Einige erinnern sich sicherlich noch an die Anfangszeiten von Held in Oppenheim. Damals war er noch B-Kandidat von Hagemann, und es hatte sicherlich Gründe, dass Hagemann nicht wie geplant nach einer gewissen Zeit zurücktrat, um Held aufzubauen. War nicht der „Große Aufstand geplant“ und ein Gegenkandidat als Ortsvereinsvorsitzender schon am Start? Leider zogen sich die Beteiligten zurück, da, wie man erzählt, sogar gegen deren Familienmitglieder aufs übelste vorgegangen wurde… Polizei hielt deren Autos an, um sie Öffentlichkeitswirksam zu durchsuchen… Ehefrau wurde überwacht… und noch viel mehr. Selbst ich wurde gewarnt: „Pass auf – wer Kritik an MH übt, der sollte seine Reifen überprüfen. Und geht er aus dem Haus – nachsehen, ob da Jemand wartet…

    Natürlich sind dies nur „üble Gerüchte“ und „haltlose Unterstellungen“ von „Pogromstimmungschürenden Hetzern“! Aber… Ich erinnere mich an einen Artikel, da stand im Zusammenhang mit den Anschuldigungen gegen MH: „Man traut es Held zu…“

  7. Nö, typisch Oppenheim.

    Ähnliches ist doch schon vor über zehn Jahren von einem Oppenheimer berichtet worden. Ich glaube, damals handelte es sich um ein Fahrzeug (bzw. Reifen) eines Oppositionellen.

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