Wilhelm Busch & Die Rathaus-Mieter
Gute Freunde wollte Marcus Held stets in seiner Nähe wissen, drum gab er ihnen Büros im Rathaus zu Sonderkonditionen. Der Landesrechnungshof monierte das, wir schrieben darüber: „Schnäppchenpreise für ausgesuchte Rathaus-Mieter„. Der Dichter „Wilhelm Busch“ folgte mit Gedicht Nr. 6.
Die Rathaus-Mieter
Erscheint das Rathaus allzu leer,
holt man sich rote Freunde her,
errichtet dann zur Machterhaltung
privatisierte Stadtverwaltung.
Mit dieser fängt man all‘ das an,
was man mit der VG nicht kann.
Mag dort der Chef auch Sozi sein,
entscheidet doch nicht allein.
Bezahlt aus der VG-Umlage
sitzen dort – als „Heldenplage“ –
Beamte, kleinliche Naturen,
die der Partei nicht immer spuren.
Benötigt Held mal eine Planung,
droht aus dem Rondo die Ermahnung:
„Beachte das Vergaberecht!“
Das wäre für die Freunde schlecht.
Schreibt man die Planung nämlich aus,
dann käm‘ am Ende noch heraus:
Der rote Hengst aus Uelversheim (
muss nicht immer günstig sein.
Zu meiden solches Ungemach
schließt man lieber den Vertrag
freihändig im Rathauszimmer.
Das funktionierte bisher immer.
Auch stellt die Freunde man zufrieden
durch unterdurchschnittliche Mieten.
Und müssen sie mal im Büro
dann nutzen sie das Rathausklo.
Derart agiert – wie man nun weiß –
im Rathaus dieser Freundeskreis,
der daraus vielen Nutzen hat,
allein – den Schaden hat die Stadt.
Drum ist das Rathaus – wie ich seh‘ –
ein Denkmal roter ÖPP (öffentlicher-privater Partnerschaft).