Wilhelm Busch & Die Immobiliengeschäfte

Die dubiosen Immobiliengeschäfte des Stadtbürgermeisters in Krämereck-Süd waren ein Groß-Thema für den Landesrechnungshof – und auch immer wieder in unserem Blog. Zum Beitrag „Krämereck-Süd – Muss Marcus Held alles zurückzahlen?“ schrieb der Dichter „Wilhelm Busch“ Gedicht Nr. 8.

Die Immobiliengeschäfte

Erdrückend ist die Schuldenlast,
drum wurde der Entschluss gefasst,
mit Grundstückshandel zu probieren,
die Stadt aus dem Bankrott zu führen.

Zu diesem wohlgemeinten Zweck
beplant amn erst das Krämereck.
Sodann ist eifrig man bemüht
um Grunderwerb im Baugebiet.

Ist das Gebiet erst umgelegt
die Mühe reiche Früchte trägt.
Aus Rohbauland wird dann zum Glück
manches teure Baugrundstück.

Gewinn ist, wie ein jeder weiß
stets Verkaufs- minus Ankaufspreis.
So kann der Grundstückshandel nutzen
das städt’sche Defizit zu stutzen.

Doch leider kann in Oppenheim
nicht recht man des Gewinns sich freu’n.
Denn dieser wurde, ach wie bitter ,
reduziert zum Nutzen Dritter.

Der Bürgermeister strebt nicht nur,
wie’s läg‘ in seines Amts Natur
nach einem Vorteil für die Stadt,
wenn die Partei nichts davon hat.

Drum liebt er’s, sich an die zu wenden,
die der Partei auch schon mal spenden
und sich dies aus des Staates Kassen
gerne honorieren lassen.

Sie bieten manche Dienste an,
auf die die Stadt verzichten kann,
weil billiger als rote Freunde
Dienst leistet die Verbandsgemeinde.

Das dort vorhand’ne Personal,
qualifiziert und reich an Zahl
würd‘ sich gewiss nicht lange zieren
auch Rohbauland zu akquirieren.

Wär dies auch gratis für die Stadt
es dennoch einen Nachteil hat:
Der Makler hätte nichts davon
und bliebe ohne Provision.

Er würde künftig nicht mehr spenden,
sich gar von der Partei abwenden!
Bei diesem Schreckszenario
wär‘ Bürgermeister Held nicht froh.

Drum schaltet lieber er zum Schein
beim Grunderwerb den Makler ein
und weiset ohne Rechtsgrund dann
die Courtagerechnung an.

Als der Schwindel flieget auf
nimmt eine Lüge er in Kauf.
Mit unschuldsvoller Mien‘ er spricht:
„Den Auftrag, den erteilt‘ ich nicht!

Ihr müsst‘ nur die Verkäufer fragen,
die wollten diesen Makler haben!“
Doch fragt man einen nur von diesen
hat er das strikt zurückgewiesen.

Nach alldem darf gespannt man sein,
ob die Aufsicht schreitet ein,
um von Held in diesen Dingen
Ersatz des Schadens zu erzwingen.

Oder wird sie lieber ordern
Maklerlohn zurückzufordern,
von Spendern unserer Staatspartei?
Habet Mut und seid so frei!

 

Die dubiosen Immobiliengeschäfte des Stadtbürgermeisters in Krämereck-Süd waren ein Groß-Thema für den Landesrechnungshof – und auch immer wieder in unserem Bloh. Zum Beitrag „Krämereck-Süd – Muss Marcus Held alles zurückzahlen?“ schrieb der Dichter „Wilhelm Busch“ Gedicht Nr. 8.

Erdrückend ist die Schuldenlast,
drum wurde der Entschluss gefasst,
mit Grundstückshandel zu probieren,
die Stadt aus dem Bankrott zu führen.
 
Zu diesem wohlgemeinten Zweck
beplant amn erst das Krämereck.
Sodann ist eifrig man bemüht
um Grunderwerb im Baugebiet.
 
Ist das Gebiet erst umgelegt
die Mühe reiche Früchte trägt.
Aus Rohbauland wird dann zum Glück
manches teure Baugrundstück.
 
Gewinn ist, wie ein jeder weiß
stets Verkaufs- minus Ankaufspreis.
So kann der Grundstückshandel nutzen
das städt'sche Defizit zu stutzen.
 
Doch leider kann in Oppenheim
nicht recht man des Gewinns sich freu'n.
Denn dieser wurde, ach wie bitter ,
reduziert zum Nutzen Dritter.
 
Der Bürgermeister strebt nicht nur,
wie's läg' in seines Amts Natur
nach einem Vorteil für die Stadt,
wenn die Partei nichts davon hat.
 
Drum liebt er's, sich an die zu wenden,
die der Partei auch schon mal spenden
und sich dies aus des Staates Kassen
gerne honorieren lassen.
 
Sie bieten manche Dienste an,
auf die die Stadt verzichten kann,
weil billiger als rote Freunde
Dienst leistet die Verbandsgemeinde.
 
Das dort vorhand'ne Personal,
qualifiziert und reich an Zahl
würd' sich gewiss nicht lange zieren
auch Rohbauland zu akquirieren.
 
Wär dies auch gratis für die Stadt
es dennoch einen Nachteil hat:
Der Makler hätte nichts davon
und bliebe ohne Provision.
 
Er würde künftig nicht mehr spenden,
sich gar von der Partei abwenden!
Bei diesem Schreckszenario
wär' Bürgermeister Held nicht froh.
 
Drum schaltet lieber er zum Schein
beim Grunderwerb den Makler ein
und weiset ohne Rechtsgrund dann
die Courtagerechnung an.
 
Als der Schwindel flieget auf
nimmt eine Lüge er in Kauf.
Mit unschuldsvoller Mien' er spricht:
"Den Auftrag, den erteilt' ich nicht!
 
Ihr müsst' nur die Verkäufer fragen,
die wollten diesen Makler haben!"
Doch fragt man einen nur von diesen
hat er das strikt zurückgewiesen.
 
Nach alldem darf gespannt man sein,
ob die Aufsicht schreitet ein,
um von Held in diesen Dingen
Ersatz des Schadens zu erzwingen.
 
Oder wird sie lieber ordern
Maklerlohn zurückzufordern,
von Spendern unserer Staatspartei?
Habet Mut und seid so frei!
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