Berlin-Reise entlarvt das System Marcus Held

Wie müssen noch einmal darauf zurückkommen: Letzte Woche berichteten wir, dass die beiden Rathaus-Beigeordneten Helmut Krethe und Hansjürgen Bodderas einen Ausflug nach Berlin unternommen hatten, bei dem sie u. a. den vietnamesischen Botschafter aufsuchten. Wir ließen offen, ob die beiden den Trip als Beigeordnete (auf Stadtkosten) oder für die Oppenheim Tourismus GmbH (auf GmbH-Rechnung) unternommen hatten.

Nachdem der Bericht auf dieser Webseite erschienen war, sprachen Bodderas/Krethe mit dem zuständigen Redakteur der Lokalzeitung „Allgemeine Zeitung Landskrone“. Es war den Herren offenbar wichtig, die Öffentlichkeit wissen zu lassen, dass ihre Bahntickets im Wert von zusammen 224 Euro aus der Stadtkasse bezahlt worden seien  Der Besuch habe rein touristische Ziele verfolgt, heißt es in dem Zeitungsbericht.

Kritisches Hinterfragen solcher Polit-Verlautbarungen ist bekanntlich nicht Sache des AZ-Redakteurs. So blieb nach Lektüre des Zeitungsartikels einiges im Unklaren. Ein Leser macht uns auf folgendes aufmerksam:

„Es ist fraglich, weshalb der Geschäftsführer der Tourismus GmbH sein fürstliches Gehalt von der GmbH bezieht, die Stadt dann aber die Reisekosten für eine Reise mit rein touristischen Zielen tragen muss. Dabei geht es hier nicht um die Höhe der angeblich 224 Euro, sondern um die Veranlassung und die sachliche Zuordnung.“

Wenn die Reise nach Berlin dem Tourismus in Oppenheim zugute gekommen sei, „dann mutmaßlich der Tourismus GmbH, die doch eigens zu diesem Zweck gegründet wurde und – bislang immer noch ohne Nutzungsvertrag – das städtische Vermögen zugunsten einiger Auserwählter ausbeutet“.

Rechnerisch komme jeder Euro, den die GmbH spare, zu 51 Prozent den privaten Gesellschaftern in Form einer höheren Dividende zugute. Auch wenn das in diesem Fall betragsmäßig überschaubar sei: „Man weiß ja nicht, was noch so alles von der Stadt zu Gunsten der GmbH übernommen wurde/wird.“ Sollte demnächst ein Umsatzanstieg bei der GmbH zu verzeichnen sein, profitierte im Wesentlichen die Seilschaft der Gesellschafter; bleibe alles, wie es ist, und die Kohorten von Vietnamesen blieben wider Erwarten aus, habe es die GmbH nicht belastet.

An diesem Beispiel sei das System Held deutlich erkennbar: „Kosten werden sozialisiert, Erträge werden individualisiert.“

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