Wilhelm Busch & Brot und Spiele

Volksbelustigung war ein Steckenpferd von Marcus Held. Die gemeinen Bürger sollten ruhig feiern – die Stadt zahlte alles: Das sicherte ihm treue Wähler. Der Landesrechnungshof fand das angesichts leerer Stadtkassen gar nicht lustig, wir schrieben darüber „Brot und Spiele“ – die Stadt zahlt alles“ – und Wilhelm Busch schrieb dazu sein Gedicht Nr. 7.

Brot und Spiele

Hier bin beim Lesen ich erblichen,
weil Marcus Held nun wird verglichen,
mit Cäsar, der an Märzens Iden
durch Meuchlers Dolch ist hingeschieden.

Das geht bei aller Heiterkeit
aus meiner Sicht nun doch zu weit.
Mag er auch zu viel Geld ausgeben,
so mög‘ Herr Held doch lange leben!

Denn anders als in Roms Senat
sitzt hoffentlich im städt’schen Rat
kein Brutus, der mit spitzen Messern
das Los der Stadt plant zu verbessern.

Vielmehr wär’n alle Bürger froh,
wenn’s dort gäb‘ einen Cicero,
der mit der Rede Allgewalt
geböte dem Verschwender Halt.

Doch ist der Rat heut‘ dominiert
von Catilinas, die borniert
wie einst in Rom die Popularen
auf jede Schnapsidee abfahren,

die ihr Cäsar für richtig hält.
Und so bewilligen sie Geld,
zu finanzieren jedes Fest,
das Held als Held erscheinen lässt.

Nach alledem wär‘ es geboten,
zu retten den total maroden
und überschuldeten Etat
der städtischen res publica.

Hierzu bedarf es keiner Messer,
vielmehr wär‘ es erheblich besser,
wenn den Cäsar verdrängte bald,
die Klageschrift vom Staatsanwalt.

Wenn dieser Untreu‘ kann belegen,
so lässt sich Held vielleicht bewegen
zu längst gebot’nen Demission,
auf die ganz viele warten schon.

Als Zeitpunkt wär besonders gut
für einen Abgang ohne Blut
– historisch passend auch fürwahr –
des Märzen Iden nächstes Jahr.

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