Wenn der Marcus dem Markus ganz viel Geld überweist

An diesem Sonntag, 1. Oktober, ist wieder Schlemmerwanderung in Oppenheim. Ein Trink- und Fress-Vergnügen, von dem wir lange Zeit glaubten, es sei ein gutes Werk der Stadt Oppenheim. Oder aber zumindest eine Festivität des leider recht undurchsichtigen Vereins „Oppenheim bewegt“, der in den Jahren unter Führung von Markus Appelmann ansonsten nur viel Geld bewegt hätte.

Zeitweilig war man auch geneigt zu glauben, die SPD stünde hinter alledem. Nicht nur, weil das Partei-Logo am Wegesrand wie am Ziel der Wanderung übermäßig zur Schau gestellt wurde. Letztens wurde Markus Appelmann dabei beobachtet, wie er Paletten mit Weingläser-Kartons in der örtlichen SPD-Parteizentrale vis-à-vis vom Rathaus abgab. Dort standen die Kisten dann tagelang im Büro, meterhoch gestapelt, sie verdeckten sogar das großformatige Wandbild des  Oppenheimer SPD-Stadtbürgermeisters Marcus Held.

Inzwischen hat sich allerdings herausgestellt, dass es sich bei der Schlemmerwanderung um ein „Event-Highlight“ der Werbeagentur InMedia handelt, deren Chef ebenfalls besagter Markus Appelmann ist. Und der mit seiner Agentur InMedia von SPD-Stadtbürgermeister Marcus Held regelmäßig mit städtischen Aufträgen gepampert wird: Handzettel, Plakate, Internetseiten – was so anfällt an Werbung in einer Kleinstadt mit 7500 Einwohnern, das alles und wohl noch viel mehr kriegt alles nur einer: der Appelmann.

Leser-Foto: Das Auto von InMedia-Chef Markus Appelmann vor dem Oppenheimer SPD-Büro. Hier waren gerade die Kartons mit den Weingläsern für die Schlemmerwanderung angeliefert worden.

Was bisher nicht bekannt war: in welchem Ausmaß Appelmann bzw. seine Agentur InMedia städtische Aufträge von Marcus Held zugeschanzt bekommt. Jetzt aber wissen wir es genau:

Uns liegen zehn eng bedruckte Seiten aus der Verwaltung der Verbandsgemeinde vor, die beweisen: Appelmann/InMedia kassiert seit Jahren monatlich sehr, sehr  viel Geld aus der Stadtkasse ­– manchmal sind’s nur einige hundert Euro, oftmals vierstellige Summen zwischen 2500 und 5000 Euro, bisweilen auch größere Beträge, bis zu 10.000 Euro (für nur eine Rechnung). Webseiten, Werbung für Festspiele, Werbung für die Stadt, Werbung fürs Hallenbad Opptimare (das doch eigentlich der Verbandgemeinde gehört): Das alles macht der Markus. Für den Marcus.

Und Marcus zahlt. Immerfort. An den Markus.

Die vorliegenden Listen weisen aus, dass InMedia in den letzten fünf Jahren rund 300.000 Euro aus der Stadtkasse bekommen hat. Das ist für eine Kleinstadt wie Oppenheim ein unvorstellbar großer Betrag! Und der, auch das ist sicher bemerkenswert, an nur eine Werbeagentur floß (und weiter fließt)!

Auffällig ist bei Durchsicht der Listen, dass vor allem sehr viel Geld aus der Stadtkasse an die Werbeagentur überwiesen wurde, als wichtige Wahlen anstanden. Zum Beispiel 2012/13: Da kämpfte Marcus Held um seinen Einzug in den Deutschen Bundestag. Und die Werbefirma von Markus Appelmann kassierte allein in einem Jahr sagenhafte 76.000 Euro! Wir reden von Steuergeldern aus der Stadtkasse, wohlgemerkt!

Welche Leistungen hat InMedia für das viele Geld eigentlich erbracht? Das wollten wir von Markus Appelmann wissen. Und fragten ihn auch: Regelmäßig stellten Sie der Stadt Beträge über 2500 Euro in Rechnung. War das eine Art Dauerauftrag bzw. welche Leistungen wurden damit abgerechnet?

Und dann wollten wir noch wissen: Lässt sich ein Erfolg Ihrer Aktivitäten für die Stadt eigentlich in irgendeiner Weise gegenrechnen/darstellen?

Blick ins SPD-Büro: Hier stapeln sich die Kartons mit den Weingläsern.

Für jeden Werbe-Fachmann, der sein Geschäft beherrscht, ist das eine ganz normale und naheliegende Frage, die er aus dem Stegreif beantworten können muss.

Markus Appelmann aber will darüber nicht reden. Ungewöhnlich kurz angebunden teilte er mit: „Ich bitte Sie zu akzeptieren, dass wir nichts über unsere Kunden, das Geschäftsverhältnis und Umsätze preisgeben.“

Wir haben Markus Appelmann daraufhin noch einmal angeschrieben. Wir haben geschrieben, dass wir grundsätzlich vollstes Verständnis dafür hätten, wenn er über seine Geschäfte mit Privatkunden nicht reden wolle. Nur gehe es hier nicht um Privatkunden, sondern um die öffentliche Hand. „Wir reden von Steuergeldern, die in großem Stil Ihrer Firma zufließen. Da sollte Transparenz herrschen, und da sollten Sie ruhig Auskunft geben. 300.000 in fünf Jahren müssen ja irgendwo geblieben sein. Nur wo?“

So haben wir gefragt. Und Markus Appelmann, der sonst so gerne plaudert, war plötzlich ganz still. Und hat nicht mehr geantwortet.

9 Kommentare zu „Wenn der Marcus dem Markus ganz viel Geld überweist“

  1. Konsequenz aus dem geschilderten Sachverhalt kann nur sein, dass der Stadtrat, das kommunale PARLAMENT, seiner Kontrollfunktion nachkommt und die entsprechenden Fragen stellt. Die Bürger haben einen Anspruch darauf zu erfahren, was die Stadt mit dem Geld macht, das sie ihr anvertrauen. Und die Vertreter der Bürger gegenüber der Stadt sind die Räte. Also macht Euren Job!

  2. Klingt ja eine wenig nach Wahlkampffinanzierung durch Steuergelder-könnten da Ermittler bitte auch mal genau hinschauen, dafür zahle ich keine Steuern…

  3. H.L.

    Hallo Herr Zimmermann,
    da der überwiegende Teil des Oppenheimer Stadtrates – wie wir inzwischen wissen – mehr oder weniger aus „Heldgetreuen SPDlern“ besteht, ist nicht zu erwarten, daß sie ihren Job ehrlich und gewissenhaft im Interesse der Oppenheimer Bürger wahrnehmen werden. Sie sind halt n u r „Kopfnicker“! – L e i d e r !!!
    Es sei denn, daß sie nunmehr die wichtige und notwendige Erkenntnis erlangen, daß ein „weiter so“ nicht mehr zu verantworten ist!

  4. den SPD-Wahlkampf mit Steuergeldern der hoch-verschuldeten Stadt Oppenheim mit zu finanzieren…? Das geht ja mal garnicht. Ein weiterer Fall für die Staatsanwaltschaft?

  5. Wenn der Maggus an den Maggus und dann der Maggus wieder an den Maggus zurück, Geld überweist, ist das erst einmal korrekt, wenn denn der Maggus dem Maggus auch eine Leistung erbracht hat, die diesen Betrag wert ist, oder zumindest wert zu sein scheint! In Oppenheim handeln die Protagonisten offensichtlich nicht am Wert orientiert, sondern, so, dass zu nächst einmal erforscht wird, welchem Maggus das nun nützt, oder wer von den Beteiligten den größten Vorteil/Ertrag erwirtschaftet. Dass es sich da um Steuergelder, also um das Geld der Bürger handelt, wird schnell vergessen, denn man macht sich die Taschen voll, ohne dass „jemandem persönlich schadet, es ist ja nur Steuergeld, und wohin das fließt ist ja ……egal, die Hauptsache, ein Teil landet dort, wo ich es hinhaben möchte. Richtig, wir haben offensichtlich in Oppenheim einen Rat, der alles abnigge dud, was de Maggus will und ansagt! Das ist der eigentliche Skandal, denn, einer alleine kann dieses Konstrukt nicht geschaffen haben, da braucht es Helfer und Helfershelfer! Ich wage zu bezweifeln, dass das immer nur SPD-Politiker waren und sind! Nein, es sind alle, die davon profitiert haben, oder begünstigt wurden. Das sind alles „Volksvertreter“, nur, welches Volk vertreten sie? ihr eigenes, gemachtes Volk? Die Bürger von Oppenheim können es nicht wirklich sein; oder man spekuliert auf Landes- und Bundeszuschüsse, die man dann verteilen kann! Ehrenamtsförderung usw. sei da nur ein Stichwort! Meine Güte, was für ein Sumpf! Ich jedenfalls habe mein soziales Engagement, z.B. für die Tafel Oppenheim, nach seltsamen Vorgängen dort, eingestellt! Keine Spenden mehr generiert, keine Waren mehr erbettelt und eingesammelt; verantwortlich für diesen, meinen Schritt war der Vorsitzende!

  6. Ein Held der sich selbst auf Kosten der Hilfsbedürftigen profiliert…

    Ja Herr Podesta, das kann ich nur bestätigen.

    Habe dort einiges beobachtet..

    Könnte bzw. werde ggfs. einige Vorfälle beschreiben,
    Aber heute nur mal ein kleines Beispiel…

    Wie er einen Grossspender ( Weihnachtsaktion 2015 für Kinder der Tafel) hinter das Licht führt, in dem er die Presse und Fotografen um 9:15 zur Tafel einbestellt. Dem Spender aber sagt, dass die Presse erst um 9:45 Uhr kommt: Als der Spender kam, hatte die Presse schon die Koffer gepackt.

    Raten Sie mal:

    1.) wer da auf dem Bild in der AZ als Spender abgebildet wurde…

    2.) wurde diese Spenden Aktion in einem überwältigenden Ausmaß dann von dem Spender in 2016 wiederholt?

  7. Ein Fokus sollte auf die Angestellten der Firma vom Maggus und deren Verbindung zu unserem Stadthelden gelegt werden.

  8. Mindestens bemerkenswert fand unser Vorstand die Erkenntnis, dass Appelmann durch den Erstkontakt 2008 mit Held ein Büro in Oppen­heim eröffnete. Und Jahre später Neubürger samt großzügigem Bauplatz in unserer Gemeinde wurde. Sicher zu guten Konditionen…

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