Die Ereignisse überschlagen sich: Die wichtigsten Oppenheimer SPD-Stadtrats-Mitglieder haben ihre Fraktion verlassen. Nach Informationen der Lokalzeitung sind dies: Fraktionssprecherin Stephanie Kloos, Jens Gehindy, Franz Kram, Jörg Steinheimer, Bärbel Trost und Bernd Weiß.
Auch hier mutet – wie beim Bodderas-Rücktritt – die Begründung etwas kurios an. Stephanie Kloos soll den Immobiliendeal im Gewerbegebiet Kette-Saar genannt haben, bei dem Held innerhalb von wenigen Monaten einen Gewinn von 400.000 Euro machte. Die Fraktionschefin wird mit diesem Satz zitiert: „Die wirtschaftlichen Vorteile, die sich Marcus Held durch internen Wissensvorsprung verschafft hat, hätte er aufgrund seines Amtes nicht für sich ausnutzen dürfen.“
Ausgerechnet Kloos sagt das! Die Frau hatte in den letzten Wochen für Aufsehen gesorgt, nachdem wir enthüllt hatten, dass sie selbst aus der Stadtkasse abkassiert hat: Sie hatte mit Stadtbürgermeister Marcus Held einen geheimen Deal ausgehandelt – sie ließ sich von ihm 22.500 Euro schenken, die sie als Stellplatzablöse hätte zahlen müssen. Der Stadtrat wurde bei diesem Geschäft zu Lasten der klammen Stadtkasse vorsätzlich umgangen.
Weitere Zitate: „Es war mir zu keinem Zeitpunkt klar, dass Marcus Held das Grundstücksgeschäft privat getätigt hat. Ich fühle mich getäuscht, damit hat er das letzte Fünkchen Vertrauen verspielt“, sagte Jörg Steinheimer.
Bernd Weiß sagte: „Für mich ist hier ganz klar eine rote Linie überschritten.“
Gestern Abend in einer Fraktionssitzung konnte für eine Rücktrittsaufforderung an Held offenbar keine Einigung erzielt werden. In der Fraktion sollen nach derzeitigem Stand noch verbleiben: Mark Ritzel, Marc Sittig, Johanna Mohr, Hans-Willi Mohr, Walter Lang und Andrea Bunk.
Kloos wird noch zitiert mit dem Satz: „Wir sind uns unserer Verantwortung im Stadtrat bewusst und werden die lückenlose Aufklärung vorantreiben.“ Ziel sei es, bei den Oppenheimer „wieder Vertrauen in die politischen Entscheidungsträger und die Zukunft Oppenheims finden“.
Vertrauen in die SPD-Lokalpolitik dürfte sich allerdings nur schwer entwickeln, wenn weiterhin mit unwahren Behauptungen argumentiert wird. So heißt es in der SPD-Erklärung laut Lokalzeitung: „Wir haben Marcus Held in den letzten Monaten vertraut und gestützt, was für uns mit dem heutigen Wissen unmöglich ist.“
Das dürfte die Unwahrheit sein: Die Machenschaften von Marcus Held sind in Oppenheim nachweislich seit mehr als einem halben Jahr das zentrale Thema in allen politischen Gremien. Auch die SPD-Stadträte haben auf dieser Webseite alle Verfehlungen ihres lokalen Parteivorsitzenden en detail erfahren – aber stets weggeschaut und geschwiegen…