Schon wieder: Autoreifen eines Held-Kritikers zerstochen

Es ist schon wieder passiert: In der Nacht zum Samstag wurde erneut ein Kritiker von SPD-Stadtbürgermeister Marcus Held das Opfer einer Sachbeschädigung. Unbekannte zerstachen einen Reifen am Fahrzeug des Rechtsanwalts und Notars Franz-Josef Kolb.

Der oder die Täter kamen in der Dunkelheit. Gut 30 Meter mussten sie über das Grundstück der fünfköpfigen Familie Kolb zurücklegen, um an das Auto zu gelangen – das barg ein gewisses Risiko, aber sie konnten davon ausgehen, dass die Menschen schliefen. Die Tat selbst dauerte nur Sekunden:

„Sie durchstachen den linken Vorderreifen – gezielt an der Stelle, wo der Reifen am wenigsten verstärkt ist“, sagte Kolb am Samstagmorgen. Die Werkstatt habe bestätigt: Die Täter müssen sich ausgekannt haben, der Stich ist exakt platziert am Übergang von Profil und Seite des Reifens. Die Polizei nahm eine Anzeige wegen Sachbeschädigung auf. Selbstredend: Strafanzeige, Strafantrag. Was dabei herauskommt? Schulterzucken…

Sind das die Geister, die Marcus Held rief? Immer wieder wurde in den letzten Monaten gemunkelt: Wer in Oppenheim laut Kritik an der SPD oder am Stadtbürgermeister übt, der muss mit harten Konsequenzen rechnen: mit Ausgrenzung, mit öffentlicher Niedermachung und Verunglimpfung, schlimmstenfalls mit tätlichen Übergriffen.

Marcus Held, der SPD-Bundestagsabgeordnete und Stadtbürgermeister, ist diesen Ängsten nie entgegengetreten. Er hat sie eher geschürt: Wer nicht auf seiner Linie mitmacht, wird von ihm diskreditiert. Auf üble, rüde Weise. Der Autor dieser Webseite hat’s selbst erlebt.

Lange Zeit grassierte Angst in der kleinen Stadt, weshalb die meisten Menschen, mit denen der Autor dieser Webseite sprach, ihre Namen nicht veröffentlicht sehen wollten. Sie baten um Vertraulichkeit und Diskretion. Erst in den letzten Wochen, nachdem die Staatsanwaltschaft die Vorwürfe gegen Held aufgegriffen hatte (Verdacht der Untreue, Verdacht der Bestechlichkeit), seit selbst in der SPD Widerstand gegen die Willkürherrschaft laut wird, trauen sich immer mehr Menschen, ihre Meinung offen zu sagen. Die Montags-Demos mit zuletzt rund 300 Teilnehmern sind der letzte Beweis: Die Angst weicht – Oppenheim zeigt Offenheit und Courage.

Kolb hat aus seiner Kritik an der städtischen Amtsführung nie einen Hehl gemacht, nicht auf CDU-Versammlungen in Kreis, Verbandsgemeinde und Stadt und auch nicht bei den Oppenheimer Montagsdemos. Dort tritt er regelmäßig in Erscheinung und ließ die Lokalredakteurin der „Allgemeinen Zeitung Landskrone“ bei einem Interview auf dem Marktplatz wissen: „Wir Oppenheimer müssen Demokratie erst wieder lernen“. Der Jurist Held wird im Umkehrschluss verstanden haben: Kolbs Statement war zugleich eine vernichtende Beschreibung des Ist-Zustands der städtischen Gesellschaft.

Vor mehr als einem halben Jahr hatte der Autor dieser Webseite Kolb angesprochen, was ein ganz normaler Vorgang sein dürfte: Ein Journalist recherchiert und spricht mit den verschiedensten Menschen. Der Journalist hatte sich auch mit Marcus Held und dessen „rechter“ Hand Helmut Krethe im Rathaus getroffen. Er wollte natürlich auch – obwohl’s dem Stadtbürgermeister nicht gefiel – mit dessen Kritikern sprechen. Einer von ihnen: Kolb. Der Ur-Oppenheimer nahm ihn mit in seinem Auto, stellte ihm die Stadt vor. Er wurde beobachtet, offenbar auch fotografiert. Und Marcus reagierte in gewohnt rabiater Weise:

Der Journalist, der die „Skandalseite“ betreibt, so schrieb er, „wurde mehrfach in Oppenheim mit Personen, auch in deren Fahrzeugen gesehen, die als Tatverdächtige des Geheimnisverrats in der Verbandsgemeinde und darüber hinaus in Frage kommen“. Das war bewusst falsch, weil der Journalist nachweislich nur ein einziges Mal in Oppenheim in ein fremdes Fahrzeug eingestiegen war. Und das war infam, weil Marcus Held den – so wörtlich – “CDU-Aktivisten“ Kolb in die Nähe von Straftaten zu rücken versuchte. Unisono übrigens mit den Herren Michael Reitzel und Thomas Günther, die sich am 21. November 2017 im Haupt- und Finanzausschuss der Verbandsgemeinde Rhein-Selz einen ähnlichen Ausfall erlaubten.

So ist es nun mal in Oppenheim. Und so ist er nun mal, der Oppenheimer Stadtbürgermeister. Die Fake-News verbreitete er über eine SPD-Postille an alle Haushalte der Stadt. Man darf es getrost Zündeln nennen.

Und es brannte schon öfter:

Im Juli letzten Jahres wurde Peter Pfau Opfer einer Sachbeschädigung: Er ist Vorsitzender der kleinen Oppenheimer CDU, auch er ist bekannt als Held-Kritiker. Unbekannte steckten Nägel in die Reifen seines Motorrads und Autos, die Pfau nur durch Zufall und zum Glück rechtzeitig entdeckte.

Mitte Januar wurde der Bus des evangelischen Dekanats zerkratzt. Unmittelbar zuvor war auf dieser Webseite erstmals darüber berichtet worden, dass Marcus Held heimlich in der Katharinenkirche ein Facebook-Video gedreht hatte, was die evangelische Pfarrerin mit deutlichen Worten als Übergriffigkeit verurteilte: Der Stadtbürgermeister habe die Kirche für seine Polit-Inszenierung „benutzt“.

Dass wenig später der Lack des Busses zerkratzt wurde: Nur ein zeitlicher Zufall? Oder sollte die Kirchengemeinde abgestraft werden, weil die Pastorin sich erlaubt hatte, öffentlich Kritik am SPD-Stadtbürgermeister zu üben?

Marcus Held hat es bis heute unterlassen, deutlich zu den Übergriffen Stellung zu nehmen. Er hat sich bis heute nicht von Sachbeschädigungen und Körperverletzungen – ja, auch die gab es! – distanziert. Er hat diese kriminelle Machart der politischen Auseinandersetzung bis heute nicht mit klaren Worten verurteilt.

Für sein Schweigen gibt es nur eine Erklärung: Er will den Verdacht, er bzw. seine SPD stünde dahinter, im Raum stehen lassen. Weil dieser Verdacht Angst macht. Weil auf diese Weise Kritiker immer wieder zum Schweigen gebracht werden konnten – in der Vergangenheit.

Nach oben scrollen