Er hat einfach keine Fortune mehr: Nach der schmerzhaften Schlappe bei der Bundestagswahl musste Marcus Held jetzt eine weitere Niederlage einstecken, diesmal sogar in der eigenen Partei. Er hatte seine enge Vertraute Stephanie Kloos als Erste Beigeordnete des Landkreises Mainz Bingen durchsetzen wollen. Doch die Kreistagsfraktion der SPD lehnte ab und wählte einen anderen Kandidaten.
Den gut dotierten Job als Stellvertreter der neuen Landrätin Dorothea Schäfer (CDU) soll jetzt Steffen Wolf bekommen. Der genießt als ausgewiesener Verwaltungsfachmann über Parteigrenzen hinweg Ansehen, womit er sich deutlich von Stephanie Kloos unterscheidet. Ein CDU-Mann: „Wolf ist okay, er ist fachlich geeignet und auch als loyal bekannt. Gegen seine Wahl gibt’s keine Einwände.“
Mit der Entscheidung der Kreistagsfraktion, die in geheimer Abstimmung fiel, endet ein wochenlanges Tauziehen hinter den politischen Kulissen des Landkreises: Dorothea Schäfer war im Juni dieses Jahres zur Landrätin gewählt worden. Damit geriet eine seit vielen Jahren festgezimmerte Polit-Konstruktion aus den Fugen: 25 Jahre lang führte der „ewige Landrat“ Claus Schick (SPD) die Geschäfte; im Kreistag bildeten zuletzt SPD, FWG und Grüne eine Koalition. Und nun saß plötzlich eine CDU-Frau an der Spitze von Verwaltung und Parlament. Eine solche Konstellation sorgt in der Regel nur für Probleme, auf beiden Seiten.
Die Sozialdemokraten im Kreistag waren schnell bereit, ihre Koalitionspartner fallenzulassen und mit der CDU ein neues Bündnis einzugehen. Sie verlangten dafür jedoch den Posten des Ersten Beigeordneten, mit dem die Stellvertretung der Landrätin und somit auch ein gewisses Renommee verbunden ist.
Nachdem auf dieser Webseite publik gemacht worden war, dass Marcus Held seine Oppenheimer SPD-Fraktionsvorsitzende Stephanie Kloos den Job zuschanzen und damit eine Vertraute ganz oben in der Kreisverwaltung platzieren wollte, rumorte es gewaltig unter den Christdemokraten. Ein solcher Kniefall der neuen Landrätin vor dem machtbewussten Marcus Held erschien vielen als inakzeptabel. Zumal die CDU im Vorfeld immer wieder darauf gedrängt hatte, dass der neue Beigeordnete über ausgewiesene Fachkompetenz verfügen müsse. Was ein K.-o.-Kriterium für Frau Kloos wäre: Die verkauft in Oppenheim südafrikanische Weine, hat sich an der Schule ihrer Kinder engagiert, ist in diversen SPD-Gremien unterwegs und gefällt sich ansonsten als überzeugte Held-Aktivistin. Unvergessen, wie sie alle Genossinnen und Genossen aufrief, für den Stadtbürgermeister – gegen den die Staatsanwaltschaft ermittelt – als Zeigen der Zuneigung und treuen Ergebenheit ein großes Selfie-Poster zu machen.
Aber Frau Kloos und Verwaltungskenntnisse? Völlige Fehlanzeige!
Am Ende hat sich Dorothea Schäfer offensichtlich durchgesetzt. Und die SPD-Kreistagsfraktion in geheimer Abstimmung gegen Marcus Held entschieden: Mit Steffen Wolf schicken die Sozialdemokraten jetzt einen Kandidaten ins Rennen, der Erfahrung und Fachwissen mitbringt. Der 37-Jährige hat bei der Verbandsgemeinde Nieder-Olm eine Ausbildung absolviert und ging dann zur Kreisverwaltung, wo er seit zwölf Jahren arbeitet. Er lebt in Jugenheim, ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Neigt sich damit die Polit-Karriere von Stephanie Kloos dem Ende zu? Vor zwei Jahren kandidierte sie auf Anraten von Marcus Held für das Amt des Bürgermeisters in der Verbandsgemeinde Winnweiler – ohne Erfolg. Im Frühjahr brachte Held sie als 1. Beigeordnete der Verbandsgemeinde Rhein-Selz ins Gespräch – dann bekam den Job ein anderer. Nun der dritte Versuch, jahrelanges Partei-Engagement mit einem gut dotierten Posten zu honorieren – und wieder: nichts.
Die Entscheidung der SPD-Kreistagsfraktion kommt für Frau Kloos zur Unzeit: Ihr Mentor Held ist nach dem für ihn desaströsen Verlauf der Bundestagswahl in der Partei ganz offensichtlich nicht mehr so richtig angesagt. Was also kann jetzt noch kommen?
Auf Kreisebene auf einen Verwaltungsfachmann zu setzen muss doch eigentlich selbstverständlich sein, oder? Da ist Erfahrung zwingend notwendig, weil die Anforderungen ständig steigen, da hilft es nicht, Herrn Held zu kennen, oder etwa Wein zu verkaufen! Eine völlig richtige und nachvollziehbare Entscheidung. Auch muss die Zeit vorbei sein, dass man einen Posten bekommt, der ja auch noch gut dotiert zu sein scheint, wenn man den Stadtbürgermeister von Oppenheim kennt! Ist Oppenheim der Nabel der Welt oder des Kreises? wohl kaum! Es gibt in und um Oppenheim schon viel zu viele Heldianer, die auf einnflußreichen, und somit monitär durchaus lukrativen Posten sitzen, oder auch einfach nur rumstehen! Das Wahlergebnis hier hat doch gezeigt, dass die Bevölkerung das nicht (mehr) wünscht, Richtig so, Held und andere an dem Skandal beteiligte Menschen wurden abgestraft! Ein Opfer war vorher ja schon der Kandidat für den Landrat! Auf einem lahmen Pferd kann man nicht mehr zum Sieg reiten!