Video-Beweis: Marcus Held, Wahrheit und Fälschung

Marcus Held spricht! Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Oppenheimer Stadtbürgermeister hat am Samstag ein Video auf Facebook  veröffentlicht: Es zeigt ihn in der Kuppel des Berliner Reichstages, mit schwarzem Jackett, weißem Hemd und weißgrauer Krawatte. Dreieinhalb Minuten dauert sein Redefluss, er spricht ohne Punkt und Komma, als habe er Sorge, jemand könne ihn unterbrechen.

„Jetzt rede ich“ hat er unter das Video geschrieben. Wenigstens das ist wahr: Held veröffentlicht seine persönliche, seine ureigene Sicht auf eine Affäre, die seinen Namen trägt und die seit einigen Monaten durch das rheinhessische Städtchen tobt. Allerdings ist die Darstellung des SPD-Abgeordneten von der Wirklichkeit so weit entfernt wie seine lokalen Immobilien-Geschäfte von ehrlicher Politik:

Mit keinem Wort erwähnt Held, dass der Landesrechnungshof Rheinland-Pfalz seit mehreren Wochen eine Sonderprüfung in Oppenheim durchführt, weil man zu viele Hinweise auf dubiose Geschäfte des Stadtbürgermeisters fand. Mit keiner Silbe geht der Politiker in seinem Video darauf ein, dass jetzt auch noch die Staatsanwaltschaft ganz offiziell gegen ihn ermittelt: Die Mainzer Behörde sieht den schwerwiegenden Verdacht, dass Held sich der mehrfachen Untreue schuldig gemacht hat – dafür kann ihm laut Gesetz sogar eine mehrjährige Gefängnisstrafe drohen!

Er verschweigt diese unangenehmen Wahrheiten. Stattdessen versucht’s der SPD-Abgeordnete in seinem Video mit Angriff: „Bei den Mitbewerbern in den anderen Parteien“ sehe er Leute am Werk, „die mit einer großen Boshaftigkeit versuchen, mir an den Karren zu fahren“. Er beschimpft auch die Verbandsgemeindeverwaltung, weil die ihn nicht bediente, wie er sich das vorstellt: „Hier wurden Vermerke gefertigt, die ich nie kannte, die mir nie vorgelegt wurden.“ Den Autor dieser Webseite, die den Oppenheim-Skandal dokumentiert, versucht er zu diskreditieren, und auch dabei versteigt sich der SPD-Politiker in ausgedachten Vorwürfen.

Ein bisschen wirr wird seine Suada, als er auf die – bis heute anonymen – Autoren des Dossiers zu sprechen kommt, die mit zahlreichen behördeninterner Papiere die Vorwürfe gegen Held erstmals publik machten. Wieder behauptet Held,  die „Drahtzieher“ zu kennen, es gebe „mittlerweile auch Beweise, die das belegen, wo das Ganze herkommt“. Dumm nur, dass er diese Geschichte seit Monaten erzählt: Bereits im April schrieb der „Nibelungenkurier“, der Anonymus sei laut Marcus Held „enttarnt”.

Und? Was geschah seither? Genau: nichts. Das war’s! Und das ist’s: Ein Bundestagsabgeordneter der SPD geriert sich als Autor von Fake News.

Held mit dem Rücken zur Wand, verzweifelt um sich schlagend: Das ist das Bild, dass der Bundestagsabgeordnete in dem Video von sich gibt. Am Ende führt er sogar noch seine zwei Kinder in die tobende Schlacht: Er fände es ganz schlimm, sagt er völlig ungerührt in die Kamera, „wenn man dann im nächsten Step versucht, die Familie mit reinzuziehen, die Kinder mit reinzuziehen“.

Wie bitte? Wurden die beiden Kleinkinder der Helds wirklich mit der Polit-Affäre ihres Vaters behelligt? Wie denn? Wann denn? Von wem? Noch hat Marcus Held dieses Wissen ganz exklusiv! Und deshalb klingt seine Geschichte kaum glaubhaft: Denn der Mann posaunt doch sonst alles heraus, wenn’s ihm nur nützt. Das nährt jetzt den Verdacht, er versuche es in seiner Verzweiflung mit der Mitleidsmasche auf Kosten seiner Kinder. Kann das wirklich Erfolg haben?

Held, so scheint’s, will mit diesem Video gar nicht informieren. Er will manipulieren. Deshalb das vorsätzliche Weglassen zentraler Vorgänge in seiner Stadt, deshalb die Fake News und Verschwörungstheorien – und deshalb jetzt auch noch die Unterdrückung anders lautender Meinungen:

Auf Facebook kursiert bereits ein Foto, das „Original und Fälschung“ zeigt. Das Original zeigt kritische Kommentare zum Held-Video; der Politiker hat sie kurzerhand gelöscht, die Meinungen gefielen ihm wohl nicht, übrig bleibt die „Fälschung“.

Und wir erkennen: Von der Wahrheit hat dieser SPD-Bundestagsabgeordnete seine ganz eigene Wahrnehmung. Einer schreibt im Netz: „Wirklich traurig, Marcus Held! Es zeigt, dass der Vorwurf mangelnder Selbstkritik offenbar noch angebrachter war, als ich selbst zu glauben vermochte.“

Das Held-Video Wort für Wort

Wir dokumentieren hier das Facebook-Video von Marcus Held im Wortlaut. Der Politiker spricht vor der Kamera “in einem Atemzug“, klare Sätze sind nicht zu erkennen. Die Satzzeichen wurden hier zur besseren Lesbarkeit eingefügt.

Ja, ich sehe die ganze Angelegenheit und hab sie von vornherein sofort als politisches Manöver gegen mich gesehen.

Ich bin seit mittlerweile über 14 Jahren Stadtbürgermeister, ehrenamtlicher, in Oppenheim und hab immer versucht, für die Stadt Bestes zu tun, für die Entwicklung der Stadt Bestes zu tun, gerade aufgrund der schwierigen haushalterischen Situation, gerade das Neubaugebiet Krämereck-Ost entwickelt.

Und so, wie in anderen Bereichen vor allem private Erschließer dann natürlich Geld verdienen mit Neubaugebieten, da hab ich gesagt, wir sollten das entsprechend als Stadt tun. Wir haben die Grundstücke dort angekauft und haben sie nach der Umlegung gewinnbringend verkaufen können.

Da wurde mir im Nachhinein anonym vorgeworfen, warum ich hier einen Makler eingesetzt hätte beim Ankauf, warum ich beim Verkauf einen Makler eingesetzt hätte. Das habe ich alles nicht persönlich getan, sondern das sind Beschlüsse des Stadtrates gewesen.

Wir haben als Stadt mehr als zwei Millionen Euro gut gemacht bei diesen Geschäften, und insofern ist es natürlich ja ganz schlimme Entwicklung auch für mich in den letzten Monaten gewesen, dass ich persönlich hier so angegriffen worden bin. Aber dass auch versucht wurde Verbindung herzustellen zwischen mir als Person und der Korruption, das ist für mich eigentlich das Erschreckendste dabei.

Ich sehe es im politischen Kontext insbesondere deshalb, weil aus der Verbandsgemeindeverwaltung wahrscheinlich durch jemanden in der Spitze, nämlich ein früheren Beigeordneten, Unterlagen möglicherweise nach außen gegangen sind, die hätten belegen sollen, dass ich korrupt bin, dass ich hier Fehlentscheidungen getroffen habe. Hier wurden Vermerke gefertigt, die ich nie kannte, die mir nie vorgelegt wurden.

Also ganz offen, ich kann mit allen Themen umgehen und ich seh natürlich, dass man offenbar versucht, wenn man politisch schon nicht gegen ankommt, wenn man argumentativ schon nicht gegen ankommt, dass es offenbar bei den Mitbewerbern in den anderen Parteien Leute gibt, die mit einer großen Boshaftigkeit versuchen, mir an den Karren zu fahren.

Das ist leider in Oppenheim schon öfter der Fall gewesen, deshalb bin ich auch sehr sicher zu wissen, wer dahinter steckt, und es gibt auch viele Informationen und mittlerweile auch Beweise, die das belegen, wo das Ganze herkommt. Und ich hoffe, dass auch die Drahtzieher, die mich bewusst hier in ein schlechtes Licht stellen wollen, dass die möglichst schnell ausfindig gemacht werden und dass die Geschichte, wie mir hier Dreck in die Schuhe geschoben werden sollte, auch entsprechend öffentlich wird.

Also es kann sich immer jeder an mich wenden. Ich kann alle Unterlagen vorlegen, dass habe ich von Anfang an gemacht. So sind auch alle Presseorgane deutschlandweit auf mich zugekommen, die wurden ja gefüttert und informiert anonym, und ich bin mit allen Presseorganen ganz offen umgegangen. Deshalb hat auch kaum jemand darüber berichtet, weil alle auch gesehen haben, dass es sich tatsächlich um korrekte Abläufe handelt.

Und das will ich auch hier noch mal betonen, dass ich es ganz schlimm finde, wenn man dann im nächsten Step versucht, die Familie mit reinzuziehen, die Kinder mit reinzuziehen, und wie zuletzt geschehen, dann noch einen Journalisten offenbar beauftragt, von dem man auch im Netz nachlesen kann, dass er, ja, an vielen Stellen in den Redaktionen nicht mehr heimisch sein durfte, weil er sich schlecht informiert hat, weil er schlechte Artikel geschrieben hat, in denen er auch Menschen versucht hat fertig zu machen. Dass so ein Journalist jetzt in Oppenheim aufgetaucht ist die letzten Monate, offenbar bezahlt und hier eine Homepage noch installiert hat, das ist natürlich der Gipfel des Ganzen und zeigt, dass es eine klare Inszenierung ist.

Insofern nicht alles glauben, sondern einfach dem Politiker Marcus Held, dem Menschen Marcus Held in die Augen schauen. Ich kann damit ganz offen umgehen.

3 Kommentare zu „Video-Beweis: Marcus Held, Wahrheit und Fälschung“

  1. Tja, so ist er nun mal – der Grosse Marcus Held.
    Um sich schlagen tat er schon immer gern und, natürlich, bedrohen. Und Schuld sind sowieso immer die „Anderen“.
    Bleibt nur noch abzuwarten, wann „die Partei“ endlich kapiert, was sich hier tatsächlich abspielt und reagiert.
    Bis dahin kann er nur noch mehr Schaden anrichten als bisher!

  2. Wie heißt das doch so schön: Angriff ist die beste Verteidigung. Herr Held sollte nicht die Schuld bei „anderen“ suchen, nicht pauschal Verdächtigungen aussprechen und Vermutungen äußern. Kann es nicht auch sein, dass in seinem persönlichen Umfeld der „Verräter“ sitzt, gar nicht bei den anderen Parteien. Ich glaube, dass mit der Veröffentlichung der Papiere nur auf die Missstände hinweisen wollte, die in Oppenheim gravierender Natur sind. So ist das nun einmal, wenn man zu viel Macht an sich reißt, bei Jedem und Überall vorne stehen will (oder auch muss), die Bodenhaftung verliert und glaubt, alles im Griff zu haben. Nicht alle Ratsmitglieder sind Marionetten, nicht alle lassen sich beliebig von Herrn Held einspannen! Politik macht man nicht für sich, sondern für die Wähler! M.H. ist wie Horst Lichter, als er nur seine Sendung Lafer-Lichter-Lecker machte war er zu ertragen, da fiel es nicht auf, dass er vom Kochen keine Ahnung hatte, jetzt aber, wo er auf jedem Kanal präsent ist, wird er visuell lästig und unerträglich! In jedem Amtsblatt, in jedem Wochenblatt, mehrfach in der AZ, das verursacht bei vielen Lesern und!! Wählern, körperliches Unbehagen. Mit Hauptsache man steht in der Zeitung ist heute kein Blumentopf mehr zu gewinnen, weil es fehlt das Substanzielle! Leider!

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