Marcus Held: Ende der Untreue-Ermittlungen nicht abzusehen

Marcus Held kommt nicht raus aus den negativen Schlagzeilen. Längst hat der SPD-Bundestagsabgeordnete und Oppenheimer Stadtbürgermeister die Deutungshoheit über sein Handeln verloren. Am Donnerstag dieser Woche (17.08) hingen erneut schlechte Nachrichten über ihn wie dräuende Gewitterwolken – und dann stand er plötzlich mitten im Regen:

Erst verteilte er als vermeintlich originelle Wahlkampfidee vor einer Grundschule Brotdosen an kleine Kinder – und wurde prompt dabei erwischt. Dem SWR war’s gleich ein größeres Thema wert: „Vor der Grundschule auf Stimmenfang“: Held habe kleinen Kindern in Saulheim Brotdosen mit dem Aufdruck „Genau mein Geschmack! Marcus Held“ in die Hand gedrückt – eine SWR-Redakteurin schrieb: „Im direkten Umfeld einer Grundschule hat Wahlwerbung aber nichts verloren. Für mich hat die verschenkte Brotdose ganz klar ein ‚Geschmäckle‘.“

Ganz massiv regten sich einige Eltern auf Facebook über die bigotte Haltung des SPD-Politikers auf. Tenor: Da verbiete man seinen Kindern, sich von irgendwelchen Onkels anquatschen zu lassen – und dann komme Marcus Held… Geht gar nicht!

Einer schrieb: „Es geht doch nicht darum, wer welche Werbegeschenke verteilt. Es geht darum, dass Kinder von einem grinsenden Mann mit großem roten Bus Geschenke entgegennehmen und somit alles kaputt gemacht wird, was die Eltern versucht haben, ihren Kindern beizubringen. In diesem Fall war es der Politiker Held… Beim nächsten Mal ist es vielleicht ein anderer mit rotem Bus und breitem Grinsen – aber vielleicht mit anderen Absichten.“

Eine Frau schrieb: „Da bringt man seinen Kindern bei, nichts von fremden Männern anzunehmen, um sie zu schützen, und dann stellt sich ein Politiker vor den Schulhof einer Grundschule und verteilt Geschenke. Der Mann hat selbst Kinder. Was würde er wohl denken, wenn seine Tochter mit einer Tüte Bonbons von der Schule kommt und ihm erzählt, die hätte sie von einem netten Mann bekommen, der sie vor der Schule abgepasst hat. Davon abgesehen, haben Kinder nichts im Wahlkampf verloren.“

Ein paar Stunden später befasste sich der Rechtsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags mit dem Thema Marcus Held: Gegen den Oppenheimer Stadtbürgermeister ermittelt bekanntlich seit Wochen die Staatsanwaltschaft – der Verdacht: mehrfache Untreue beim Ankauf von Grundstücken in Krämereck-Süd.

„Das Material soll rund 1000 Seiten umfassen“, berichtet die „Allgemeine Zeitung“, jetzt nicht mehr versteckt im Lokalteil Oppenheim, sondern auf der überregionalen Rheinland-Pfalz-Seite. Es gebe bei der Staatsanwaltschaft „zureichende tatsächliche Anhaltspunkte“ für Untreue zum Nachteil der Stadt Oppenheim, schreibt das Blatt in ungewohnt Held-kritischer Manier weiter. Sie zitiert Justizminister Herbert Mertin (FDP) mit den Worten: „Es sind noch hinreichende Ermittlungshandlungen in Vorbereitung.“

Angeblich soll es mindestens zwei bis drei weitere Komplexe geben, in denen strafrechtlich relevantes Verhalten bei Marcus Held gesehen wird. Die Staatsanwaltschaft sagte laut AZ, „es lässt sich derzeit nicht abzusehen, welchen Zeitraum die Ermittlungen noch in Anspruch nehmen werden“. Beim Rechnungshof herrscht inzwischen etwas mehr Klarheit: Das Ergebnis der behördlichen Prüfung werde voraussichtlich im letzten Quartal feststehen.

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