Kritik unerwünscht: Jusos bewachen Held-Video

Der Nachwuchs steht stramm: Die Jungsozialisten (Jusos) in der Verbandsgemeinde Rhein-Selz bewachen seit Samstag das Facebook-Video des SPD-Bundestagsabgeordneten Marcus Held. Ihr Umgang mit Kommentaren lassen einen organisierten Einsatz vermuten: Wer ein Loblied auf den Oppenheimer Stadtbürgermeister singt, darf  bleiben. Wenn Anmerkungen aber auch nur leiseste Kritik beinhalteten, schalteten sich die Jusos gleich ein – bestenfalls. Manche missliebige Kommentare wurden innerhalb von Minuten komplett gelöscht

Uwe Horn hatte eine recht harmlose Frage an den Stadtbürgermeister Marcus Held (der im Video betont, er übe das Amt ehrenamtlich aus, dabei verschweigt, dass er dafür jeden Monat über 2000 Euro kassiert):

Wir werden sehen wie die Gerichte entscheiden aber eins ist mir nicht ganz klar, warum nennt man es Ehrenamt wenn es dafür 2000€ monatlich gibt? Nicht das es ihnen nicht zusteht entlohnt zu werden für ihre Arbeit, aber der Begriff Ehrenamt und Entlohnung passen nicht zusammen. Oder war das eine Lüge des „Journalisten“ das Sie monatlich 2000 für das Ehrenamt erhalten?

Eine Antwort gab’s nicht von Marcus Held; die Jusos Rhein-Selz meldeten sich:

Für ein Ehrenamt gibt es kein Gehalt sondern nur eine Aufwandsentschädigung. Wie hoch diese ist, entscheiden Gesetze und Regularien sowohl auf staatlicher oder auf Vereins-, Unternehmensebene usw, überall dort sind Ehrenämter fester Bestandteil der Strukturen.

Uwe Horn schrieb zurück:

Eigentlich ging die Frage Richtung Herr Held aber danke für die Antwort, dennoch egal wie man es betitelt Ehrenamt und Geld passt für mich nicht zusammen. 
Quelle Wiki: Ehrenamt ist im ursprünglichen Sinn ein Engagement in öffentlichen Funktionen, legitimiert durch eine Wahl (z. B. in den Vereinsvorstand, zum Ratsmitglied oder zur Schöffin). Der Begriff Ehrenamt ist jedoch im gängigen Sprachgebrauch nicht klar von „bürgerschaftlichem Engagement“ oder der „Freiwilligentätigkeit“ abgegrenzt. Im Allgemeinen wird darunter altruistisches Handeln verstanden, bei dem eine Einzelperson oder eine Gruppe freiwillig und unentgeltlich Arbeit leistet. 
Ich kenne einige Menschen die für 2000€ sehr hart arbeiten müssen.

SPD: Fehler können mal passieren

Interessanter Facebook-Kommentar der SPD: Erstmals spricht ein Ortsverein über mögliche Fehler von Marcus Held. Der Post der SPD Dienheim im Wortlaut:

Bei dem Vielen was er Gutes tut, können auch mal Fehler passieren. Und wer was tut kann auch mal was falsch machen! Und es kann doch nicht so sein, dass künftig bei jeder Entscheidung eines Politikers erst einmal eine Anwaltskanzlei prüfen muss, ob die Handlung nicht irgendwie strafrechtlich relevant sein könnte. Wenn wir da hinkommen wird sich keiner mehr engagieren! Wir stehen jedenfalls zu Herrn Held!

Mit Ella Schulte zeigten sich die Hüter des Held-Videos kein bisschen nachsichtig. Die Oppenheimerin hatte am Samstag in die Facebook-Kommentarliste geschrieben:

Ich hatte einen kritischen Kommentar zu Marcus Held hier eingesetzt – jetzt sehe ich, dass der gelöscht wurde, wie andere offenbar auch. Das lässt tief blicken. Kritik können Sie nicht gut haben, Herr Held, oder?

Wenn ich die Sache richtig sehe, hat der Rechnungshof jede Menge möglicherweise strafbare Punkte bei unserem Stadtbürgermeister gefunden – da wurde ganz schnell die Staatsanwaltschaft aktiv. Die macht immer erst Vorermittlungen: Kommt da nichts bei raus, gibt’s auch kein Ermittlungsverfahren. Aber wenn sich der Verdacht bei den Vorermittlungen erhärtet, wird offiziell ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Und das ist ganz bitter für einen Bundestagsabgeordneten, das gibt’s im Bundestag wirklich sehr selten. Natürlich gilt die Unschuldsvermutung. Aber bei einem, der andere sehr schnell als Straftäter aburteilt, muss man, glaube ich, nicht ganz so feinfühlig sein.

Solche inhaltlich fundierten Anmerkungen mag Marcus Held offenbar gar nicht gern lesen – und er will wohl auch nicht, dass sie bekannt werden: Auch dieser zweite Kommentar von Frau Schulte verschwand nach kurzer Zeit.

Der 24 Jahre alte Christian Bachmann setzte sich ebenfalls kritisch mit dem Held-Video auseinander. Der gebürtige Dexheimer startete im letzten Jahr das Polit-Projekt „werenoli“ (Abkürzung für „Weder Rechts noch Links“), das er neben seinem Studium in Augsburg bis heute betreibt; Bundestagspräsident Norbert Lammert zitierte ihn in seiner vielbeachteten Rede bei der Bundespräsidentenwahl 2017. Nutzte alles nichts: Auch Bachmanns Kommentar fiel der Heldschen Zensur zum Opfer. Der junge Mann veröffentlichte seinen Beitrag später auf seiner Werenoli-Webseite; zur Dokumentation geben wir ihn hier im Wortlaut wieder:

Selbst wenn ich Ihnen/Dir ganz einfach „in die Augen schaue“ 🤦🏼‍♂️, geht dieses Statement für mich stark an der Sache vorbei und steht mit dem Vermissenlassen jeglicher Selbstkritik und -reflexion sinnbildlich für alle medialen Auftritte, die ich in den letzten Wochen wahrgenommen habe.

Es ist vollkommen selbstverständlich, dass wirkliche Drohungen gegen die Familie o.Ä. absolut inakzeptabel sind. Darum geht es hier aber auch nicht und deshalb ist der Versuch, sich hier nun wieder in erster Linie als Opfer darzustellen absolut fehl am Platz.

Auch der ständige Verweis auf Anonymus oder den recherchierenden Journalist ist nicht angebracht. Dem Großteil der Bürger (inklusive mir) ist vollkommen egal welche angeblichen Motivationen hinter den Veröffentlichungen stehen, solange sie nicht vollkommen frei erfunden sind. Wünschenswert wäre deshalb endlich einmal eine selbstkritische, inhaltliche Auseinandersetzung mit den im Raum stehenden Vorwürfen.

Wer beispielsweise Makleraufträge einem Parteifreund zuschustert, der daran gut verdient und dann im Gegenzug 14.000€ in die Wahlkampfbüchse spendet, der darf sich nicht wundern, wenn der Bürger hier ein „Geschmäckle“ (oder besser gesagt wohl eher einen wirklichen, sehr bitteren Geschmack) wahrnimmt. Und das ist nur eine Kleinigkeit von vielen. Auch eine deutsche Staatsanwaltschaft leitet ja nicht mal eben so aus Spaß ein Ermittlungsverfahren ein, auch wenn man das fast denken könnte, wenn man Ihren Ausführungen folgt.

Nichtsdestotrotz sollten wir die strafrechtliche Beurteilung natürlich Personen überlassen, die dafür ausgebildet und zuständig sind, aber diese ganze Sache hat für viele Menschen auch eine andere rein werte- und anstandsbezogene Komponente, die glücklicherweise pünktlich heute Morgen in der AZ abgedruckt wurde. 

Nachtrag I: Der Bachmann-Kommentar wurde inzwischen wieder online gestellt. Man lernt ja nie aus – das gilt wohl auch für Jusos 😉

Nachtrag II: Uuups, war wohl nix! Bachmann-Kommentar ist weg!

Mit Ella Schulte zeigten sich die Hüter des Held-Videos kein bisschen nachsichtig. Die Oppenheimerin hatte am Samstag in die Facebook-Kommentarliste geschrieben:

Ich hatte einen kritischen Kommentar zu Marcus Held hier eingesetzt – jetzt sehe ich, dass der gelöscht wurde, wie andere offenbar auch. Das lässt tief blicken. Kritik können Sie nicht gut haben, Herr Held, oder?

Wenn ich die Sache richtig sehe, hat der Rechnungshof jede Menge möglicherweise strafbare Punkte bei unserem Stadtbürgermeister gefunden – da wurde ganz schnell die Staatsanwaltschaft aktiv. Die macht immer erst Vorermittlungen: Kommt da nichts bei raus, gibt’s auch kein Ermittlungsverfahren. Aber wenn sich der Verdacht bei den Vorermittlungen erhärtet, wird offiziell ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Und das ist ganz bitter für einen Bundestagsabgeordneten, das gibt’s im Bundestag wirklich sehr selten. Natürlich gilt die Unschuldsvermutung. Aber bei einem, der andere sehr schnell als Straftäter aburteilt, muss man, glaube ich, nicht ganz so feinfühlig sein.

Solche inhaltlich fundierten Anmerkungen mag Marcus Held offenbar gar nicht gern lesen – und er will wohl auch nicht, dass sie bekannt werden: Auch dieser zweite Kommentar von Frau Schulte verschwand nach kurzer Zeit.

Der 24 Jahre alte Christian Bachmann setzte sich ebenfalls kritisch mit dem Held-Video auseinander. Der gebürtige Dexheimer startete im letzten Jahr das Polit-Projekt „werenoli“ (Abkürzung für „Weder Rechts noch Links“), das er neben seinem Studium in Augsburg bis heute betreibt; Bundestagspräsident Norbert Lammert zitierte ihn in seiner vielbeachteten Rede bei der Bundespräsidentenwahl 2017. Nutzte alles nichts: Auch Bachmanns Kommentar fiel der Heldschen Zensur zum Opfer. Der junge Mann veröffentlichte seinen Beitrag später auf seiner Werenoli-Webseite; zur Dokumentation geben wir ihn hier im Wortlaut wieder:

Selbst wenn ich Ihnen/Dir ganz einfach „in die Augen schaue“ 🤦🏼‍♂️, geht dieses Statement für mich stark an der Sache vorbei und steht mit dem Vermissenlassen jeglicher Selbstkritik und -reflexion sinnbildlich für alle medialen Auftritte, die ich in den letzten Wochen wahrgenommen habe.

Es ist vollkommen selbstverständlich, dass wirkliche Drohungen gegen die Familie o.Ä. absolut inakzeptabel sind. Darum geht es hier aber auch nicht und deshalb ist der Versuch, sich hier nun wieder in erster Linie als Opfer darzustellen absolut fehl am Platz.

Auch der ständige Verweis auf Anonymus oder den recherchierenden Journalist ist nicht angebracht. Dem Großteil der Bürger (inklusive mir) ist vollkommen egal welche angeblichen Motivationen hinter den Veröffentlichungen stehen, solange sie nicht vollkommen frei erfunden sind. Wünschenswert wäre deshalb endlich einmal eine selbstkritische, inhaltliche Auseinandersetzung mit den im Raum stehenden Vorwürfen.

Wer beispielsweise Makleraufträge einem Parteifreund zuschustert, der daran gut verdient und dann im Gegenzug 14.000€ in die Wahlkampfbüchse spendet, der darf sich nicht wundern, wenn der Bürger hier ein „Geschmäckle“ (oder besser gesagt wohl eher einen wirklichen, sehr bitteren Geschmack) wahrnimmt. Und das ist nur eine Kleinigkeit von vielen. Auch eine deutsche Staatsanwaltschaft leitet ja nicht mal eben so aus Spaß ein Ermittlungsverfahren ein, auch wenn man das fast denken könnte, wenn man Ihren Ausführungen folgt.

Nichtsdestotrotz sollten wir die strafrechtliche Beurteilung natürlich Personen überlassen, die dafür ausgebildet und zuständig sind, aber diese ganze Sache hat für viele Menschen auch eine andere rein werte- und anstandsbezogene Komponente, die glücklicherweise pünktlich heute Morgen in der AZ abgedruckt wurde. 

Nachtrag I: Der Bachmann-Kommentar wurde inzwischen wieder online gestellt. Man lernt ja nie aus – das gilt wohl auch für Jusos 😉

Nachtrag II: Uuups, war wohl nix! Bachmann-Kommentar ist weg!

1 Kommentar zu „Kritik unerwünscht: Jusos bewachen Held-Video“

  1. Na ja, der Nachwuchs tritt eben in die Fußstapfen von Herrn Held, wenn es darum geht, zu verharmlosen und/oder zu vertuschen! Es wäre sicherlich angebrachter, etwas zur Aufklärung und/oder zur Aufhellung beizutragen, als Herrn Held nach dem Mund zu reden! Es werden ja Leute angerufen oder angeschrieben (Facebook) und aufgefordert, doch „gefällt mir“ zu drücken und den Beitrag (Video) zu teilen! Auch eine Form der modernen Kommunikation! Ist es nicht schon schlimm genug, was da „ans Licht“ gekommen ist? Abgedroschen, aber gut: Über Deutschland lacht die Sonne, über Oppenheim die ganze Welt! Wenn’s nicht so traurig wäre, könnte man ja lachen!

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