Auf den CDU-Vorsitzenden der Stadt Oppenheim, Peter Pfau, ist ein Anschlag verübt worden, der lebensgefährliche Folgen hätte haben können: Unbekannte schlugen einen Nagel in den Reifen seines Motorrades. Zugleich zerstörten sie auch einen Reifen seines Firmenwagens mit einem Nagel. Und schließlich schlitzten sie noch den Luftschlauch vom kleinen Pool im Garten auf.
Von den Tätern fehlt, natürlich, jede Spur. Die Polizei ist eingeschaltet und ermittelt.
Bei zwei Fahrzeugen die gleiche Zerstörung, „das kann eigentlich kein Zufall sein“, sagt Pfau. Vor allem der Nagel im Motorradreifen sei äußerst gefährlich: „Wenn ich damit losgefahren wäre, und dann mit Tempo 100…“ Er will mögliche Folgen erst gar nicht aussprechen, beruhigt sich mit dem Gedanken: „Es handelt sich um eine 34 Jahre alte Honda-Shopper, damit fährt man ja nicht so schnell…“
Es ist wohl von einer gezielten Attacke auszugehen: Dass sich beim Fahren zwei Nägel in die Reifen von zwei Fahrzeugen gedrückt haben sollen, „ist relativ unwahrscheinlich“. Den Motorradreifen habe er erst unlängst erneuert, sagt Pfau, der sei noch keine tausend Kilometer gelaufen, vorige Tage sei auch noch alles in Ordnung gewesen. „Als ich jetzt losfahren wollte, sah ich den Nagel: Er steckte nicht in der Lauffläche des Reifens. Den hat einer von der Seite eingedrückt.“
Pfau hat die Polizei informiert, will seinen Hof zusätzlich mit einer Kameraanlage überwachen. Ob es sich um einen Anschlag auf ihn als CDU-Vorsitzenden handelt? Peter Pfau sagt, dass man natürlich nichts ausschließen könne, und er sagt auch, dass das politische Klima in der Stadt wegen diverser Aktionen des Stadtbürgermeisters arg aufgeheizt, ja katastrophal sei. „Aber dass der politische Diskurs in persönliche Angriffe auf mich abgleitet, das kann, dass will ich einfach nicht glauben.“
33 Worte für einen gefährlichen Anschlag
„Unbekannte Täter haben einem 47 Jahre alten Oppenheimer einen Nagel in den Reifen des Motorrades gesteckt. Zudem begaben sie sich auf das Grundstück ihres Opfers und schlitzten das im Garten aufgebaute Planschbecken auf.“
Ganz anders hatte die Zeitung vor sechs Wochen reagiert, nachdem Stadtbürgermeister Marcus Held ein anonymes Schreiben in seinem Briefkasten gefunden hatte. „Trete von Deinen politischen Ämtern zurück“, hatte ein Anonymus in Großbuchstaben den SPD-Mann aufgefordert, nur so könne er „Schlimmeres verhüten“, ansonsten „sonst wird es eng für dich“. Dazu gab’s noch den Ratschlag: „Denke an Deine Familie und ändere Deinen Lebensstil.“
Diese „Drohung“ war der Lokalzeitung umgehend ein längerer Artikel unter der Überschrift „Neuer anonymer Brief: Rheinhessischer SPD- Politiker Marcus Held stellt Anzeige wegen Erpressung“ wert. Der Stadtbürgermeister wurde befragt, in Bild gezeigt und durfte sich kämpferisch geben („Ich versuche mit aller Kraft dagegen vorzugehen.“)
Mehr als 200 Worte investierte die Redaktion vor sechs Wochen in ihre Berichterstattung, immerhin, sie hatte auch einen „neuen negativen Höhepunkt einer anonymen Kampagne gegen den SPD-Politiker“ ausgemacht.
Jetzt gab sich die AZ zurückhaltend: Der wesentlich gefährlichere Anschlag auf den örtlichen CDU-Politiker war ihr gerade mal 33 Worte wert.
Nachtrag am Sonntag, 2. Juni 2017:
Die „Allgemeine Zeitung Landskrone“ berichtet jetzt doch noch über den Anschlag auf den CDU-Chef Peter Pfau: Am Sonntag veröffentlichte sie auf ihrer Internetseite einen Artikel unter der Überschrift: „,Ich habe keinen konkreten Verdacht‘: Oppenheimer CDU-Chef findet Nägel in Reifen seines Motorrads und Autos“.
Einen Hinweis auf die Quelle der Informationen, wie das unter Journalisten Usus ist, schenkt sich AZ-Lokalchef Ulrich Gerecke. Er schreibt: „Bei dem Oppenheimer Bürger, dem in der vergangenen Woche ein Nagel in den Reifen gesteckt worden ist, handelt es sich um den örtlichen CDU-Vorsitzenden Peter Pfau. Pfau bestätigte diesen und weitere Vorgänge am Sonntag dieser Zeitung auf Anfrage.“
Und weiter: „Auf die Frage nach möglichen Tätern oder Motiven, antwortete Pfau vorsichtig. Das politische Klima in Oppenheim ist seit dem Bekanntwerden anonymer Mauschelei-Vorwürfe gegen Stadtbürgermeister Marcus Held (SPD) äußerst gereizt. Es gab hitzige Debatten zu dem Vorgang, der auch Landesrechnungshof und Staatsanwaltschaft beschäftigt.“ Pfau, so die Zeitung, habe keinen konkreten Verdacht, er wolle aber auch nicht glauben, dass der Anschlag politisch motiviert sein könnte.