Marcus Held: Abmahnung von Füsilieren – Strafanzeigen von Bürgern

Dass eine Mainzer Fastnachtsgarde den Oppenheimer Stadtbürgermeister abgemahnt hat, dürfte der verkraften können. Dass zum ersten Mal ein wichtiger SPD-Funktionär laut Kritik äußert, dürfte ihn schwer ärgern. Richtig weh tun könnte Marcus Held allerdings, dass immer mehr Bürger seiner Stadt die Hinhalte-Taktik ihres Stadtoberhaupts leid sind: Die ersten erstatteten jetzt Strafanzeige gegen ihn bei der Staatsanwaltschaft in Mainz. In unserem Wochenrückblick schauen wir erneut auf eine turbulente Woche im Oppenheim-Skandal, und Ruhe wird’s gewiss nicht geben: Die nächste Montags-Demo steht bevor…

Auch das noch: Abmahnung für Held von Mainzer Fastnachtsgarde

Am heutigen Samstag, 20. Januar, findet der große Narrenball des Carnevalverein Oppenheim statt. Aus diesem Anlass wollen wir Ihnen schnell eine kleine Geschichte erzählen: Eine Mainzer Fastnachtgarde hat Marcus Held schriftlich abgemahnt. Die Geschichte ist ziemlich weit weg von den Quälereien des Oppenheim-Skandals, wirft allerdings erneut ein bezeichnendes Schlaglicht auf den notorischen Hang des Stadtbürgermeisters zur Hochstapelei:

Markus Held zeigte sich auf Facebook in seiner Uniform.

Es ereignete sich vor einem Jahr, und zwar bei der Fernseh-Fastnachtssitzung des Mombacher Carneval Vereins 1886 „Die Bohnebeitel“. Dieser Verein genießt dank herausragender Bühnenaktiven einen legendären Ruf.

Zu dieser Sitzung entsandte auch die Füsilier Garde 1953 eine Eskorte. Das ist mit rund 850 Mitgliedern die größte eigenständige Garde der Mainzer Fastnacht, eine richtig närrische Truppe also mit, wie wir gleich sehen werden, dem ernsthaften Ehrgeiz, mehr als nur lustig zu sein. So haben zum Beispiel die Gardeuniform und auch die Regimentsfahne ihr Vorbild im ehemaligen Hessen-Kasseler-Füsilier-Regiment Nr. 80, das im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 in Gonsenheim stationiert war. Alles historisch korrekt, die Füseliere sind da durchaus etwas pingelig.

Von dieser Garde hat Marcus Held nach der Fastnachtssitzung einen Brief bekommen, handschriftlich unterzeichnet von Vereinspräsident Dr. Oliver Kohl und Generalfeldmarschall Bernd Hück, deren Ehrfurcht gebietende Titel schon auf dem ersten Blick eine gewichtige Angelegenheit vermuten lassen. Und tatsächlich:

Man habe sich die „wunderbare Sitzung der Bohnebeitel“ im Fernsehen angeschaut, schrieben die beiden, ihr Brief liegt uns in Kopie vor, und man sei bei der Vorstellung der Ehrengäste doch sehr erstaunt gewesen: Da sei Marcus Held zu sehen gewesen, „ein stattlicher Mann aus dem Bundestag in einer schönen blauen Uniform, die stark an die der Füsilier-Garde Mainz Gonsenheim erinnerte“.

Füsilier zu sein sei jedoch „eine Lebenshaltung, die nicht am Aschermittwoch endet“, musste sich Held sodann vom Vereinspräsidenten und dessen Generalfeldmarschall erklären lassen. Natürlich sei Fastnacht „für uns alle hauptsächlich ein großer Spaß. Teil unserer Garde zu sein, bedeutet für unsere Mitglieder aber noch viel mehr. Die Arbeit und die Gemeinschaft im Verein erfüllt sie mit Zufriedenheit und Stolz.“

Und deshalb: „Eine Füsilier-Gardeuniform ist keine Verkleidung! Sie darf ausschließlich von Mitgliedern in der Ausübung ihrer fastnachtlichen Aktivitäten getragen werden.“ Die beiden Chef-Narren formulierten unmissverständlich: Marcus Held möge dies, bitte, „in Zukunft berücksichtigen“.

Marcus Held – der sich damals auch auf Facebook in seiner Uniform präsentierte – muss sich also jetzt ganz schnell ein anderes Karnevalskostüm zulegen. Aber welches passt eigentlich zu ihm? Vorschläge werden gerne entgegengenommen, bitte einfach unten bei den Kommentaren eingeben 😉

Wir können hier leider nicht beim unbeschwerten Fastnachtstreiben stehen bleiben. Zuviel ist verbrannt in Oppenheim, zuviel Asche hinterlassen, zuviel Aschermittwoch im städtischen Gemeinwesen bereits zur Fastnachtszeit.

Montags-Demo, die dritte: Unbedingt warm anziehen!

Mit diesen Handzetteln wird wieder zur Montags-Demo eingeladen.

Axel Dahlem gilt als besonnener Typ, er ist als stets ruhig und sachlich auftretender Winzer bekannt. Letzten Montag hat er vor dem Oppenheimer Rathaus laut ausgerufen:

  • Herr Held, Ihre Politik des Täuschens, des Bevorzugens Einzelner, des Spaltens, des Lug und Trug ist am Ende!
  • Herr Held, Sie sind unhaltbar für diese Stadt!
  • Wir Oppenheimer Bürger werden nicht nachgeben!
  • Treten Sie zurück von Ihren Ämtern, Herr Held!

Noch nie wurde derart unüberhörbar Kritik an SPD-Stadtbürgermeister Marcus Held geübt. Mindestens 250 Demonstranten waren gekommen und haben nach Dahlems Rede zustimmend Beifall geklatscht. In zwei Tagen, am 22. Januar, soll nun die dritte Oppenheimer Montags-Demo vorm Rathaus stattfinden. Wie gehabt: Von 18 bis 19 Uhr. Trillerpfeifen, Trommeln und Transparente mitbringen! Und unbedingt dicken Mantel, Schal und Mütze: Es soll wieder kalt werden, der Wetterdienst erwartet Temperaturen um den Gefrierpunkt!

Ein Fiesling tobt sich auf Facebook aus

Selfie einer AfD-Politikerin mit SPD-Chef Schulz. Was Marc Sittig dazu wohl sagt?

Marc Sittig – das ist der Mann, den Marcus Held zum Oppenheimer Umweltbeauftragten ernannte und dem er dafür jeden Monat 450 Euro aus der Stadtkasse zahlt (was ein Super-Deal ist, denn es gibt bereits einen Umwelt-Beigeordneten, weshalb Sittig für sein Geld also eigentlich nichts tun muss). Als eine Art Gegenleistung geht Sittig jeden Held-Kritiker frontal und massiv an. Und weil in der Stadt niemand mehr seine Sprüche hören will, tobt sich Sittig jetzt wohl bei Facebook aus.

In dem Internet-Netzwerk hetzte er letzte Woche in übelster Manier gegen die Montags-Demo. Unter den 250 Teilnehmern hatte er einen AfD-Mann aus Worms ausgemacht – und konstruierte prompt einen infamen Zusammenhang: Demo-Initiator Axel Dahlem sei zwar parteilos, schrieb er auf Facebook, aber seine Mutter sitze für die CDU in einem städtischen Ausschuss, und sein Bruder für die CDU im Stadtrat. Jetzt ein AfD-Mann bei der Demo – „Nähe ist da reiner Zufall“, formulierte Sittig bösartig.

„Typisch Sittig. Immer grob und gerne auch hinterfotzig“, sagte ein stadtbekanntes SPD-Mitglied verärgert. Sittig sei auch im Stadtrat wiederholt durch aggressiv-ausfällige Auftritte aufgefallen: „Der Mann ist zum Fremdschämen. Schlimm, dass ihn keiner stoppen kann – Held schützt ihn.“

Es ist bisher nicht bekannt geworden, dass Oppenheims SPD-Vorsitzender Marcus Held seinen Genossen Sittig jemals zur Mäßigung aufgefordert hätte. Held wäre auch als SPD-Stadtbürgermeister gefordert, wenn ihm denn das Wohl des Gemeinwesens und der Zusammenhalt der Menschen in Oppenheim ein ehrliches Anliegen wäre. Aber Held schweigt. Und das ist ziemlich beredt.

Übrigens: Unlängst tauchte ein Foto von Martin Schulz im Internet auf. Eine AfD-Abgeordnete des Deutschen Bundestages hatte sich neben den SPD-Parteivorsitzenden gedrängt und ein Selfie gemacht. Der SPD-Chef Seit’ an Seit’ mit einer AfD-Frau: Hier könnte sich Sittig mal so richtig austoben. Aber da traut er sich wohl nicht…

Der erste Spitzen-Genosse geht auf Distanz

Marcus Held wird ja immer wieder vorgeworfen, Oppenheim zu spalten. Das betreibt er, so heißt es, aktiv durch Bevorzugung von Parteifreunden und Ausgrenzen von Kritikern – und auch passiv, indem er zum Beispiel wegschaut und weghört, wenn Übergriffigkeiten gegen politisch Andersdenkende in seiner Stadt passieren.

Beim städtischen Neujahrsempfang vor einer Woche warf Ex-Landrat Claus Schick (SPD) der „Allgemeinen Zeitung“ das Schüren von „Pogromstimmung“ vor. Eine schreckliche Entgleisung des SPD-Politikers – und Marcus Held reagierte nicht. Kein Wort gab’s von ihm zu dem unverzeihlichen Fehltritt seines Parteifreunds. Auch Niersteins CDU-Stadtbürgermeister Thomas Günther, der im Publikum saß und dafür bekannt ist, dass er schnell  herumpoltert, wenn ihm etwas nicht gefällt, blieb still, auch er hat sich bis heute nicht vernehmbar distanziert.

Pogrom – das Wort ist eng mit der Judenverfolgung im Nationalsozialismus verbunden: Die gewaltsamen Ausschreitungen gegenüber Juden wurden so benannt. Was dachte sich Claus Schick nur, als er dieses Wort auf die Kritiker von Marcus Held anwandte? Und was dachte Marcus Held, als er das hörte und dann auch miterlebte, wie seine Parteimitglieder zustimmend „johlten“, wie die AZ schrieb? Hat er etwa nichts gedacht? Geht dem SPD-Bundestagsabgeordneten jegliches Geschichtsbewusstsein ab? Oder muss man sein Nicht-Reagieren doch als Zustimmung werten?

Reagiert hat, nach fast einer Woche des Schweigens, endlich der SPD-Kreisvorsitzende: Salvatore Barbaro habe sich, so schrieb die Lokalzeitung, deutlich von Schicks Worten distanziert. „Der Vergleich mit den dunkelsten Kapiteln der deutschen Geschichte ist völlig unangemessen.“ Gerade in einer Stadt wie Oppenheim, die in der NS-Zeit selbst Pogrome erleben musste, sei so eine Äußerung „sehr problematisch“: „In Oppenheim geht es um Kritik an der Amtsführung, nicht um einen Massenmord.“

Das war überraschend deutlich formuliert. Beobachter der Polit-Szene in Oppenheim und Umgebung vernahmen Barbaros Worte mit aufmerksamen Interesse: In der rheinhessischen Sozialdemokratie wurde bisher das leiseste Kratzen am Lack der Politführung umgehend abgestraft. Und nun geht der erste Spitzengenosse derart laut vernehmlich auf Distanz zur Oppenheimer SPD-Führung: Was geht da ab?

Barbaro sagte laut Zeitung übrigens auch, er wünsche sich mehr Respekt vor dem Landesrechnungshof als „wichtiger Institution“. Auch das ist eine deftige Klatsche für Held & Co: Der Stadtbürgermeister verbreitet seit Wochen, die Kritik des Rechnungshofes sei durchschaubar – als Attacke gegen ihn persönlich. Offenbar hat er diese Verteidigungsstrategie mit dem SPD-Fraktionschef im VG-Rat abgesprochen: Auch Michael Reitzel, oftmals als Pate der rheinhessischen Sozialdemokraten bezeichnet, hat der Kontrollbehörde vorgeworfen, sie sei gezielt gegen Marcus Held vorgegangen: Der Landesrechnungshof, der doch objektiv und „blind“ wie Justitia sein sollte, habe sich „die Binde von den Augen“ gerissen, zitierte ihn die Zeitung.

Es ist kaum anzunehmen, dass Barbaro ohne Abstimmung „mit oben“ handelte: Kommt jetzt also doch noch politische Bewegung in den Oppenheim-Skandal? Längst ist der SPD-Landesvorsitzende in Mainz gefordert: Roger Lewentz hat bislang einen großen Bogen um die Marcus-Held-Affären gemacht. Wie lange will er zu dem Drama in dem großen Oppenheimer SPD-Ortsverein noch schweigen, ohne Mitglieder zu verprellen? Wie lange kann er noch wegschauen, ohne die eigene Glaubwürdigkeit schwerstens zu beschädigen?

Der 10-Punkte-Plan der Oppenheim-Diktatur

Unterdessen hat die Stadtführung hat einen Brief in Farbkopie durch Mitarbeiter des Bauhofs an alle Bürger in Oppenheim verteilen lassen: Er enthält einen 10-Punkte-Plan, der angeblich Perspektiven für die Stadt aufzeigen und vorschlagen soll – schließlich dürften die Bürgerinnen und Bürger erwarten, „dass die Stadtführung ihre Arbeit mit der nötigen Sorgfalt ausübt“.

Unterzeichnet haben das Scheiben Stadtbürgermeister Marcus Held und seine Beigeordneten Bodderas, Krethe und Mohr. Sie haben offenbar nichts begriffen:

Ehrungen, Repräsentationen, Veranstaltungen, Schülerlotsen, Vereinsförderung… Die Themen, von denen die vier Herren in ihrem Brief schreiben, sind natürlich wichtig, und sie gehören ganz sicherlich auf den Prüfstand. Aber sie sind bestimmt nicht Oppenheims großes Problem:

  • Der Landesrechnungshof wirft dem Stadtbürgermeister vor, wieder und wieder rechtswidrig gehandelt zu haben. Da geht es nicht um Fehler im Sinne bloßer Schludrigkeit. Da geht es um bewusstes, systematisches Amtsträgerhandeln.
  • Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Stadtbürgermeister, weil sie bei ihm den Verdacht strafbarer Handlungen sieht.
  • Marcus Held hat außerdem über Jahre hinweg den Stadtrat faktisch ausgeschaltet, er hat das städtische Parlament hintergangen und auch belogen.
  • Marcus Held hat ermöglicht, dass Auftragsvergaben intransparent erfolgten, was den Verdacht erlaubt, dass Firmen ungerechtfertigt bevorzugt wurden (und andere benachteiligt).
  • Der Stadtbürgermeister hat nicht zuletzt nachweislich die Stadtkasse geplündert, um ausgesuchten Leuten großzügig Geschenke im fünfstelligen Wert zu machen – wobei es jeder Lebenserfahrung widerspräche, wenn seine Freigebigkeit auf städtische Kosten rein altruistischen Motiven entsprungen wäre.

Kein Wort von alledem steht im Brief des Rathaus-Quartetts! Soll über all diese schmerzhaften Themen etwa nicht geredet werden? Glaubt die Oppenheimer Stadtführung ernsthaft, sie könne durch Verschweigen das zerstörerische Fehlverhalten des Stadtbürgermeisters vergessen machen?

Die Vorwürfe, mit denen sich der Stadtbürgermeister seit Monaten konfrontiert sieht, dürften in dieser Vielfalt und Schwere landesweit, vermutlich sogar bundesweit einzigartig sein. Die Stadtführung aber fragt jetzt, wie man künftig Vereine fördern, verdiente Ratsmitglieder ehren, Veranstaltungen organisieren oder die Wirtschaft fördern soll. Sie will – so heißt es in dem Brief – Kräfte einsetzen, um das zu erhalten, was Oppenheim lebenswert mache – und nennt unter anderem das Hallenbad. Sie spricht von Wirtschaftsförderung und schreibt, dass die Vereinbarung zur Stellplatzaböse neu definiert werden solle…

Kein Wort davon, dass sich Marcus Held als „Hallenbad-Beauftragter“ jeden Monat einige hundert Euro Steuergelder in die eigene Tasche steckt, ohne etwas dafür tun zu müssen. Kein Wort davon, dass vielleicht nicht die Vereinbarungen zur Stellplatzablöse zu hinterfragen sind, sondern zunächst zu klären wäre, warum Marcus Held ausgesuchten Parteifreunden – zum Beispiel seiner Fraktionsvorsitzenden Stephanie Kloos – die zu zahlenden Ablösebeträge unlegitimiert erlassen, geschlossene Ablöseverträge also nicht vollzogen hat.

Der Rechnungshof, diese unabhängige Kontrollbehörde des Landes, wirft Marcus Held vor, er habe der Stadt einen Schaden in Höhe von mehreren hunderttausend Euro angetan. Das Geld muss nun zurückgefordert werden, im Zweifelsfall von Held.

Das ist ein Thema, das die Menschen bewegt! Doch dazu sagt die Stadtführung: nichts.

„Wir sollten gemeinsam eine kritische Diskussion über die Zukunft Oppenheims führen…“, schreibt das Rathaus-Quartett, und das klingt durchaus vernünftig. Doch dann folgt ein Halbsatz, der wie eine Drohung klingt: „…und dabei die sachliche Ebene nicht verlassen“.

Wir haben verstanden: Kritisch diskutiert werden darf über alles, was der Stadtbürgermeister zulässt. Wer andere Themen kritisch hinterfragt, verlässt die sachliche Ebene. Darf nicht mehr mitreden. Hat gefälligst ruhig zu sein. Wird ausgegrenzt.

Mit Demokratie hat das nichts mehr zu tun. Das sind die Merkmale von Diktatur.

Wieder neue Strafanzeigen gegen Held

Wen wundert angesichts dieses Verhaltens der Stadtführung, dass sich die Oppenheimer Bevölkerung verstärkt um behördliche Hilfe müht: Wenn die Politik nicht eingreift und endlich in der Stadt aufräumt, dann muss die Justiz ran – so denken offenbar immer mehr Menschen in Oppenheim. Sie schreiben jetzt vermehrt Strafanzeigen gegen Marcus Held, und die können auch unangenehme Folgen für den einen oder anderen Bürger der Stadt haben, der Nutznießer der Heldschen Günstlingswirtschaft ist bzw. war.

So könnte eine Strafanzeige auch für Stephanie Kloos gefährlich werden. Die SPD-Fraktionsvorsitzende im Oppenheimer Stadtrat hatte bekanntlich Ferienwohnungen in ihrem Haus an der Burgstraße eingerichtet und hätte dafür drei Parkplätze anlegen oder 22.500 Euro als Stellplatzablöse an die Stadt zahlen müssen. Was natürlich die Frage aufwirft, ob sich Frau Kloos hier in irgendeiner Form erkenntlich zeigte.

Wir haben dazu Fragen an Frau Kloos geschickt und sie auch um Stellungnahme gebeten, wie sie im Rückblick die Annahme eines derart großzügigen Geschenks ihres Stadtbürgermeisters zu Lasten der klammen Stadtkasse bewerte. Frau Kloos hat nicht reagiert.

Eine weitere Strafanzeige befasst sich offenbar gezielt mit 307 Quadratmetern in Krämereck-Süd: Marcus Held hatte diese Fläche einer Geschäftsfrau aus Dienheim für nur 16,29 Euro pro Quadratmeter verkauft, obwohl der Stadtrat mindestens 140 Euro verlangt hatte. Der Bericht des Rechnungshofs spricht von einem Verstoß gegen das sogenannte Verschleuderungsverbot. Auch hier wird die Staatsanwaltschaft gebeten, vorhandenen Anzeichen für ein mögliches Gegengeschäft nachzugehen.

Im Zusammenhang mit dem Oppenheim-Skandal gibt es schließlich noch, wie berichtet, eine Strafanzeige, weil Unbekannte die erste Montags-Demo heimlich aus dem Haus Merianstraße 5 gefilmt hatten: „Verstoß gegen das Urheberrecht“ lautet der Vorwurf, und der Absender der Strafanzeige bittet auch um Klärung, auf wessen Veranlassung das Video überhaupt gedreht worden sei.

Von der Staatsanwaltschaft bereits geprüft wird die Frage, ob Marcus Held mit der unberechtigten Weitergabe des Entwurfs des Rechnungshofberichts eine Straftat begangen habe. Die Unterlagen waren, wie berichtet, urheberrechtlich geschützt. Trotzdem hatte Held sie der Lokalzeitung zugesteckt – vermutlich, weil er sich eine freundliche Berichterstattung davon versprochen hatte.

Und nicht zuletzt gibt es noch das Ermittlungsverfahren, das die Staatsanwaltschaft nach Hinweisen des Landesrechnungshofes eingeleitet hat: Hier geht es um den Verdacht der wiederholten Untreue.

Man muss ganz deutlich sagen: Eine Strafanzeige kann jeder Bürger an die Staatsanwaltschaft schicken. Das beweist erst einmal gar nichts. Die Anzeige wird geprüft, vielleicht wird ein Ermittlungsverfahren eröffnet – und noch immer gilt die Unschuldsvermutung.

Eines allerdings ist auch klar: Es st schon äußerst ungewöhnlich, dass derart viele Strafanzeigen – und es könnten ja auch noch mehr werden – gegen ein Stadtoberhaupt eingehen. Und das beweist schon heute, dass immer mehr Oppenheimer mit dieser Stadtführung äußerst unzufrieden sind. Und dass sie zutiefst erhoffen, möglichst bald von ihr befreit und erlöst zu werden.

16 Kommentare zu „Marcus Held: Abmahnung von Füsilieren – Strafanzeigen von Bürgern“

  1. Helau nach Oppenheim!

    Jetzt also auch noch Ärger mit der Mainzer Fastnacht, was mich zu folgenden Gedankengängen – nicht ganz unpassend zur fünften Jahreszeit – inspiriert hat:

    Habe gerade entdeckt, dass die CDU Oppenheim auf ihrer gleichnamigen Homepage mal alles zusammengerechnet hat, was laut Bericht des Landesrechnungshofes in Oppenheim für Gelder, sagen wir mal abhanden gekommen sind. Da steht zwar nichts Neues, aber man hat sich die Mühe gemacht, den Schaden durch den Stadtbürgermeister auf bislang exakt 644.540,23 Euro zu addieren.
    Darin beinhaltet seien z.B. unnötige Maklergebühren, nicht eingeforderte Stellplatzablösen und so weiter. Nicht eingerechnet, weil nicht bezifferbar, sind die entgangenen Gelder für das Kellerlabyrinth. Kennt man ja als Leser hier alles. Das sei also der Schaden für die Stadt, den der Bürgermeister persönlich zu verantworten hat.
    Gleichzeitig seien allein in den letzten acht Jahren die Schulden der Stadt von 5,6 Millionen auf mittlerweile 23,5 Millionen angewachsen.

    Solche Zahlen versteht man nur, wenn man sie mal auf die Oppenheimer umrechnet: Wie man leicht herausfinden kann, leben in der Stadt 7341 Menschen. Lassen wir mal die Kinder beiseite und nehmen nur die Zahl der volljährigen Oppenheimer mit deutscher Staatsbürgerschaft, also die Wahlberechtigten bei der Bundestagswahl 2017. Das wären dann 5.549 Menschen.

    Damit schuldet jeder Oppenheimer Wahlberechtigte seiner Stadt derzeit 4.235 Euro. Wenn ab nächsten Monat jeder Oppenheimer seine Schulden mit 60 Monatsraten abstottern würde, dann wäre das für jeden eine Monatsrate von nur 70 Euro pro Monat und die Stadt wäre wie Nierstein in fünf Jahren schuldenfrei. Das ist doch ein zeitlich und finanziell überschaubarer Rahmen. Härtefälle erwirtschaften die Summe kostenneutral dadurch, dass sie für zwei Monate im Jahr zu bisherigen Konditionen von der Stadt zu Beauftragten für irgendwas ernannt werden.

    Bleiben noch die 644.540 Euro. Die hat Herr Held ja nicht persönlich, sondern die sind ja irgendwie nun in Taschen von Anderen. Pro Wahlberechtigten wären das insgesamt 116,50 Euro.
    Wenn jetzt jeder Bürger dezent 100 Euro in den Briefkasten am Rathaus steckt (damit es aufgeht, zahlen alle hier genannten Begünstigten und alle örtlichen SPD-Mitglieder das Doppelte), dann wäre das auch schon mal vom Tisch.

    Im Gegenzug verspricht Herr Held dann Besserung sowie zukünftig alle Vorschläge des Landesrechnungshofes zu befolgen und bietet sich werktags unentgeltlich als Schülerlotse an. Und schon ist Ruhe in der Stadt, niemand müsste mehr montags in der Kälte stehen und alle können endlich Fastnacht feiern.

  2. Nachdem Herr Schick am 15. auf dem Neujahrsempfang verbal fürchterlich entgleiste,
    hat Herr Herd zwei Tage später vorsichtshalber ein Plakat des Aktionsbündnis Brandenburg „ Bunt statt Grauland“ medienwirksam in seinem Berliner Büro aufgehängt.
    Die Aktion „ schöner leben ohne Nazis „ stammt vom August 2017, fand aber erst nach
    Schicks peinlicher Rede einen Platz an Helds Bürotüre. Dieses hat er am 17.1. auf seiner Facebookseite dokumentiert.
    https://www.aktionsbuendnis-brandenburg.de/bunt-statt-grauland/

  3. Zum Schweigen von MH bezüglich der abgrundtief hässlichen Aussage zur ‚Progromstimmung‘ von Hr. Schick möchte ich die vor Jahren ins Leben gerufene Aktion der rheinland-pfälzischen Landesregierung ‚Wer nichts tut macht mit‘ erwähnen. Diese ist immer noch aktuell und wird – vom heute SPD geführten – Innenministerium betrieben – das ist bezeichnend.

    Außerdem macht in Oppenheim das Gerücht die Runde, Held habe privat für sehr viel Geld (möglicherweise einen 7-stelligen Betrag) ein Grundstück/eine Immobilie in Berlin gekauft. Könnte das ein Rettungsboot sein? Verlassen die Ratten das sinkende Schiff?

  4. Wer jetzt immer noch sagt „Weiter so“ und diesen Provinzbürgermeister in Schutz nimmt, kann es entweder nicht verstehen, weil der entsprechende Horizont fehlt, will es nicht verstehen, weil unbelehrbarer Realitätsverweigerer, oder hat selbst so viel Dreck am Stecken, dass er Angst haben muss, mit unterzugehen, wenn sein Held denn endlich fällt.
    Erschreckend ist auch, was zum Vorschein kommt, wenn diese Brüder ihre Maske fallen lassen, wie letztens erst wieder dieser Schick. Beschämend und so ein Subjekt war Landrat. Da muss man jetzt schon Angst vor denen haben, die die sich alles als Nachfolger in ihren eigenen Reihen groß gezogen haben.
    Und unsere Landesregierung hüllt sich in Schweigen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

  5. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das wertvolle Material für teures Geld entsorgt wurde. Allein dadurch dass Fa. HEBAU immer ein so günstiges Angebot abgegeben hatte, dass für Marcus immer direkt klar war, dass es keine Mühe lohnt, eine Ausschreibung, Bietergespräche etc. zu veranlassen.
    Es ist bestimmt auch vertraglich so klar, das das Pflaster Eigentum von HEBAU wurde…
    Wie soll Mann auch sonst zu einem solchen Spottpreis die Strasse saniert haben…

    Schließlich hatte Marcus ja immer versucht das beste für die Stadt zu erreichen.

    Da bietet sich doch an, das Kopfsteinpflaster direkt mit in der Auftragssumme zu berücksichtigen…

  6. Das würde zumindest erklären, weswegen ihn die SPD nicht fallen lässt.
    Die Bundes-SPD muss sich nämlich auch Gedanken machen, wie sie sich zukünftig personell aufstellen will. Da sind junge, dynamische und erfahrene Sozialdemokraten gefragt.
    Herr Held ist gerade erst 40 geworden, Volljurist, hat langjährige Erfahrung in der Kommunalpolitik vorzuweisen und ist nun bereits im fünften Jahr Mitglied des Bundestages.
    Oppenheim muss ja auch kein schlechteres politisches Sprungbrett sein als Würselen und für Herrn Held wäre die nächste Kommunalwahl geschickt umgangen.
    Vielleicht handelt man ihn ja in Berlin bereits als zukünftigen Finanz- oder Wirtschaftsminister?
    Aber das sind bislang ja alles nur Gerüchte.

  7. Was hätte wohl Dr. Willi Scheu, der legändäre Bajazz mit der Laterne, zu der Posse mit der Gardeuniform gesagt?
    Vielleicht das:

    Den schmucken Rock der Mainzer Garde
    wählte er als sein Kostüm,
    als er sich zu den Promis scharte
    auf der Fernsehfastnachtsbühn‘.
    Kokett als fescher Füsilier
    wollt‘ er sich in Szene rücken
    und tat sogar den Bauch dafür
    in eine schlanke Weste drücken.
    Winkt huldvoll in die Kamera,
    die ihn in voller Größe sendet
    und er mit blauem Wams sogar
    die Präsidentin Dreyer blendet.
    Als man ihn nachher kritisch frug,
    ob er denn die Uniform
    mit Zustimmung der Garde trug
    als Mitglied, also rechtskonform,
    das war er plötzlich nicht mehr heiter
    und sprach, er sei kein Füsilier.
    Es wär’n des Kaisers neue Kleider,
    die er sich nur geborgt dafür,
    um bei der Bohnebeitelsendung,
    ganz anders als die Mainzer meinen,
    in heldentypischer Vollendung
    als Münchhausen zu erscheinen.

    Helau!
    Narhallamarsch!

  8. Überraschend an der Bohnebeitel-Geschichte ist nur, dass er nicht in seiner alten und abgewetzten Kapitäns-Uniform aufgetreten ist. Denn als Kapitän stilisiert er sich doch gerne. Generell und auch an Fassenacht. Hoch auf dem Wagen stehend, Gutsjer werfend und sein Volk niederbrüllend ist es der gefürchtete Tiefpunkt jedes Umzuges in der Region.
    Aber jeder weiß mittlerweile: Er ist eher ein Kapitän des Typs Schettino. Sein Schiff auf Grund setzen und einen irreparablen Schäden hinterlassen. Fehlen noch zwei Akte: Den Kutter verlassen und dann 16 Jahre Haft.
    Aber im Ernst. Als was kann er denn jetzt gehen?
    Als Ritter. Da fehlen ihm alle Tugenden.
    Als Raubritter.Ginge, aber da fehlt ihm jede Selbstironie.
    Als Weinritter. Hätte den Vorteil, dass er sich die Ritterwürde selbst erteilen könnte.
    Als Lebberworscht. Ja, aber nur als beleidigte.
    Als Pirat. Das würde nicht schlecht passen.
    Als Aal. Glatt, glitschig, kalt, schlank. Ginge nicht wegen Letzterem.
    Als Pfarrer. Fraglich. Dann eher als scheinheiliger Prediger im Duo mit seinem Vize.

    Ginge alles. Aber egal als was er sich auch verkleiden würde, die Leute würden ihn erkennen: Da kommt er, der Skandalheld aus Oppenheim.

    Und trotzdem, auch wenn’s so traurig ist: Lässt euch die Fastnacht nicht vermiesen und Helau.

  9. An einen weiteren Aufstieg in und dank der Partei glaube ich kaum.

    Aber vor vier, fünf Jahren befürchtete ich, dass – solange seine kolportierten Leichen im Keller nicht öffentlich würden – er in Berlin aus den genannten Gründen erfolgreich auf den Posten eines parlamentarischen Staatssekretärs schielen könnte.

    Heute sehe ich keine mehr Chancen für ihn. Gottlob.

  10. Vielen Dank für Ihren Tip:
    Vorschläge werden gerne entgegengenommen, bitte einfach unten bei den Kommentaren eingeben.
    Mach ich doch gerne – wie wär’s mit:

    „Edler von Oppenheim,
    ER inspiriert zum Reim,
    läßt’s Prassen nimmer sein
    trinkt nur den besten Wein,
    verlacht im Stillen Untertanen,
    die doch von SEINEM Glück nichts ahnen,
    und als göttlicher Genießer,
    sicher auch die dümmsten Spießer.
    Ein HELD, der wahrlich GROSSES schafft,
    jed’ Jahr ein Haushaltsloch, das klafft.“

    Dieser oben angeführte Text von mir darf, wenn er unverändert und ungekürzt übernommen wird, von jedermann in der Bütt, auf der Straße, im Rat und jedem anderen Ort gebühren- und abgabenfrei vorgetragen werden.

    Mit freundlichen Grüßen

    Frau Flämig

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